Von: Michael Neißendorfer
Ein einsamer Steg, die Füße plätschern im Wasser, die Badehose trocknet in der Abendsonne. Das Bierchen in der Hand und das Alpenpanorama machen die Situation perfekt. Um diese auf der Fraueninsel erleben zu können, muss man allerdings entweder dort wohnen oder wenigstens als Gast ein paar Tage auf dem kleinen Eiland verweilen.
Denn tagsüber schwappen mit dem Takt der Chiemsee-Schifffahrt Touristenhorden über die autofreie Insel, die mit 15 Hektar nicht mal halb so groß ist, wie die Theresienwiese in München. Und so wird es zwischen etwa 9:00 Uhr am Morgen und 19:00 Uhr, wenn das letzte Schiff der großen Inselrundfahrt abgelegt hat, gerne mal etwas voll auf der 300 Einwohner-Insel.
Fernab vom Trubel
Es gibt jedoch selbst auf der Fraueninsel noch Plätze, wo man sich dem Trubel entziehen kann. Viele private Gästehäuser haben einen eigenen kleinen Strandabschnitt, der den Hausgästen vorbehalten ist. Auch das Kloster Frauenchiemsee bietet neben einer einfachen aber komfortablen Übernachtungsmöglichkeit hinter dicken Mauern Schutz vor dem aberwitzigen Schauspiel der Schiffsankunft. Das sieht man sich ein, zwei, dreimal gerne an und dann wird’s aber auch langweilig.
Seine wahre Schönheit entfaltet Frauenchiemsee zu den Zeiten, in denen die Insel ruhig und unaufgeregt im Chiemsee liegt. Früh am Morgen und spät am Abend. Dem Naturliebhaber wird es schwer fallen, sich zu entscheiden: Was ist schöner? Die erfrischenden Schwimmzüge – schon vor dem Frühstück – im langsam der Sonne weichenden Morgennebel oder die einleitend erwähnte Szenerie?
Sehenswürdigkeiten und bayerische Gemütlichkeit
Die Sehenswürdigkeiten der Fraueninsel kann man ebenso an einer Hand abzählen, wie die Wirtshäuser. Das Kloster Frauenwörth gibt es seit 782 und man munkelt, dass die große Linde an der höchsten Stelle der Insel fast genau so alt ist. Die Torhalle gehört zu den ältesten Bauwerken in Bayern und auch das gleich nebenan liegende Münster stammt aus dem 11. Jahrhundert.
Neben einigen kleinen Biergärten und hervorragenden Fisch-Imbissen gibt es drei große Wirtshäuser auf der Fraueninsel. Zum einen den Klosterwirt, grundsolide aber leider auch ein wenig unspektakulär. Dann gibt’s die „Linde“, die sich an gehobenen Standards orientiert und last but not at all least den Inselwirt, auch grundsolide und mehr für Freunde des Rustikalen. Da sollte für jeden etwas dabei sein. Pack die Badehose ein… (wobei die Insel auch in den anderen Jahreszeiten ihren Charme hat)