Von: Michael Neißendorfer
Um eines kommt das Haus der Kunst in München nicht herum: Es wird auf immer und ewig mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden – war es doch einst der erste Monumentalbau des noch jungen Regimes, der im Oktober 1933 mit großem Pomp und Gloria unter Beisein des Führers seine Grundsteinlegung erfuhr. Auch die erste Ausstellung, eröffnet 1937, stand ganz unter dem Zeichen des Hakenkreuzes und widmete sich der „Großen Deutschen Kunst“, während keine 200 Meter entfernt in den Hofgartenarkaden die viel bekanntere Ausstellung „Entartete Kunst“ stattfand.
Mit seiner Geschichte geht das Haus der Kunst heute sehr behutsam, aber offensiv vor. So ist es kein Geheimnis, dass sich unter den Geldgebern und Grundsteinstiftern für den Nazibau große deutsche Industriellenfamilien wie Bosch, Krupp, Opel, Sachs, Siemens und Reemtsma befanden. Zwei Millionen Reichsmark kostete der Bau, nach vier Jahren Bauzeit war er fertig. Auch wenn das Haus der Kunst unter einem schlechten Stern erwachte, so ist es heute ein Segen für die bayerische Landeshauptstadt.
Das Haus der Kunst heute
Denn nur hier lassen sich aufsehenderregende Ausstellungen (das Haus der Kunst hat keine eigene Sammlung und ist ein reines Ausstellungshaus) wie 2009/2010 des chinesischen Künstlers Ai Weiwei entsprechend umsetzen. Wer die Ausstellung besucht hat, wird verstehen, was gemeint ist. Ai Weiwei hatte viel Platz, sehr viel Platz – und nutzte ihn auch. So wie die amerikanischen Soldaten, die einer Anekdote nach die riesigen Räume als Basketballfelder nutzten.
Gilbert & George haben hier schon ausgestellt, ebenso Andreas Gursky und die Bechers. Auch Picassos ‚Guernica‘, ein beeindruckendes Werk mit einer Größe von 3,49 x 7,77 Metern (!), kam in den großen Hallen perfekt zur Geltung und verhalf schon in den 50ern im Rahmen einer Picasso-Retrospektive dem Haus der Kunst zu dem Ruf zu gelangen, den es heute trägt: Eine der ersten Adressen in Deutschland für den internationalen Ausstellungsbetrieb zu sein.
Seitdem der Nigerianer Okwui Enwezor im Oktober 2011 die Leitung des Hauses übernommen hat, präsentieren sich Plakate, Flyer und die Website des Hauses in neuen Gewändern. Allen Interessierten sei www.hausderkunst.de wärmstens ans Herz gelegt.