Von: Michael Neissendorfer
Es spielt fast keine Rolle, aus welcher Richtung man sich München nähert. Am Ende fast jeder Sichtachse der sternförmig nach München einfallenden Straßen und Autobahnen blitzen die Turmhauben der Frauenkirche auf. Spätestens nach der letzten Kurve auf die Zielgerade, egal ob in Fürstenried, in der Dachauer Straße oder vom Tatzelwurm aus, stellen sich beim Bewohner der Landeshauptstadt Heimatgefühle ein. Und das dürfte für fast jeden Münchner der letzten 500 Jahre zutreffen.
Die Frauenkirche wurde 1494 eingeweiht, ihre Türme (1525 fertiggestellt) mit den charakteristischen Welschen Zwiebelhauben sind eines der bekanntesten Wahrzeichen Münchens. Die Türme sind knapp 100 Meter hoch, der gotische Backsteinbau selbst misst etwa 109 Meter in Länge, 40 Meter in der Breite und 37 Meter in der Höhe. Im imposanten Innenraum sollen bis zu 20.000 Menschen Platz finden, was umso erstaunlicher klingt, wenn man bedenkt, dass München zur Zeit der Fertigstellung des Doms gerade einmal 13.000 Einwohner hatte.
Es gibt tausende Geschichten über den Dom zu Unserer Lieben Frau, wie die korrekte Bezeichnung der Frauenkirche lautet. Über den Teufelstritt; über die tolle Aussicht aus dem Südturm, den man per bequemen Lift hochfahren kann; über den Kenotaphen, das Kaisergrab Ludwigs des Bayern; über die bis zu acht Tonnen schweren Glocken; über das Münchner Gesetz, das Bauwerke höher als die Türme des Doms kaum mehr zulässt – schon gar nicht innerhalb des Mittleren Rings; über Profanisierungen, die Säkularisation, die Kriegszerstörungen und die (mehr oder weniger) behutsamen Renovierungen.
All diese Geschichten werden vor Ort umso anschaulicher. Also nix wie hin! Eine Wegbeschreibung zur Frauenkirche erübrigt sich, denn wer die beiden Türme verfehlt, muss gewaltig große Tomaten auf den Augen haben.