Mehrere Kinder gründen ein kriminelle Bande, die am Ende mehrere Menschen auf dem Gewissen hat. Was sich anhört wie eine Geschichte aus der Bronx der 1970er Jahre oder wenigstens aus dem Berlin der 1920er Jahre passierte in München.
Und zwar teilweise ausgerechnet in den nur scheinbar heilen 1950er Jahre. Gegründet hatte sich die Gang in einem Kinderverschickungslager am Ende des Krieges. Anfangs ging es noch harmlos zu.
Man übte tarnen und täuschen, Spuren lesen und anschleichen. An der Spitze stand mit dem zwölfjährigen Hugo ein regelrechter Musterschüler. Doch nach dem Krieg wurde aus dem Spiel ernst. Diebstähle und Schwarzmarkthandel standen auf dem Programm, was in den Nachkriegswirren noch nicht einmal besonders aufsehenerregend war. Das änderte sich erst, als Hugo beschloss eine richtige Gangsterbande aufzubauen. Eine Organisation, wie man sie aus amerikanischen Filmen und Romanen kannte. Deshalb heuerte er einen Kleinkriminellen an, der die Buben dabei unterstützten sollte.
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Hilfe endet im Tod
Für den Helfer endete das Engagement mit dem Tod. Denn als am 23. November 1946 gleich der erste große Überfall misslang, wurde ihm die Schuld gegeben. Der gerade mal 15 Jahre alte Hugo beschuldigte ihn als V-Mann der Besatzungsbehörden und lies ihn ermorden.
Die Bande hatte den ersten Menschen auf dem Gewissen. Zufällig wurde die Bande am gleichen Tag von der Militärpolizei der Amerikaner kontrolliert. Die verhafteten die Bande zwar wegen verschiedener Vergehen, standen jedoch nicht in Verbindung mit der Tat.
So wanderten Hugo und einige weiter Bandenmitglieder nur für zwei Jahre ins Gefängnis. Doch davon lies der ehrgeizige Hugo sich nicht von seiner Idee abbringen. Nach seiner Entlassung 1948 gründete er die Stadtpanther neu und nahm neue Verbrechen in Angriff. Geplant wurden die Überfälle gemeinsam, jedes Mitglied hatte eine Stimme, auch wenn Hugo die treibende Kraft blieb.
Erfolg hielt an
Lange hatten die Jugendlichen Erfolg, allerdings nicht genug. Denn Ziel war es, nach einer Zeit die Raube zu beenden und von dem erbeuteten Geld zu leben. Dafür wurde eine Kasse eingerichtet, in die die Beute floss. Der Rest wurde ausgeschüttet, jedes Bandenmitglied bekam einen Anteil, egal ob an der Aktion beteiligt oder nicht.
Wer ausstieg oder ungehorsam war, wurde mit dem Tode bedroht. Ein zweites Todesopfer hätte es beinahe bei einem Überfall auf den Kassenboten des Hauptzollamtes gegeben. Der wehrte sich bei dem Überfall und wurde niedergeschossen. Dabei war der Koffer leer. Ausgerechnet ein Verwandter eines Bandenmitglieds war das zweite Todesopfer. Der Gärtner Matthias Augustin setzte sich nämlich ebenfalls zur Wehr. Die Bande floh nach dem Todesschuss, konnte aber ermittelt werden. Hugo wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und erst 1972 begnadigt.
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