Von: Tilman Weigel
In keiner einzigen Folge von Derrick ist dieser berühmte Satz gefallen und doch verbinden ihn viele Deutsche mit der erfolgreichen Krimi-Serie: „Harry, hol´ schon mal den Wagen“. Angeblich stammt er von Harald Schmidt, der sich damit über die Rolle von Derricks Assistenten Harry Klein lustig machen wollte.
Andere Serien mögen einem früher einfallen, wenn man an München denkt: Monaco Franze, Kir Royal, die Münchner Geschichten oder auch Meister Eder und sein Pumuckl. Aber kaum eine dürfte erfolgreicher sein als Derrick.
Dabei war der Start alles andere als gut. Nach dem Vorbild der US-Serie Columbo wurde zu Beginn der Sendung der Mord gezeigt. Der Zuschauer kannte damit anders als bei den klassischen Krimins von Beginn an den Mörder und konnte zusehen, wie Derrick der Lösung näher kam oder auch mal eine falsche Spur verfolgte. Den deutschen Fernsehzuschauern gefiel diese Konzept aber gar nicht. Schon bald musste Autor Herbert Reinecke zum traditionellen Schema zurückkehren.
Auch sonst hatten die Kritiker viel zu bemängeln. Die Sendung sei nicht innovativ genug, Oberinspektor Stephan Derrick ein klassischer deutscher Beamter statt ein dynamischer, wild um sich schießender Privatdetektiv. Statt Jeans trägt er Maßanzüge, schießen tut er selten und statt Whisky trinkt er meistens Kaffee oder Mineralwasser.
Und dann der Name! Den hatte Reinecke nämlich in seiner Serie „Der Kommissar“ schon für einen Zuhälter verwendet, der mit Vornamen allerdings Manuel hieß und von Sky du Mont gespielt wurde. Ganz abgesehen davon, dass es bei der bayerischen Polizei keine Oberinspektoren gibt. Die Inspektoren heißen dort Kommissare. An Stephan Derricks Seite stand Inspektor Harry Klein, gespielt von Fritz Wepper. Ihn übernahm Derrick aus der Vorgängerserie „Der Kommissar“.
Das Publikum liebte die Serie nach dem anfänglichen fremdeln trotz der Ablehnung durch die Kritiker. Vielleicht gerade weil er kein Whisky trinkender Privatdetektiv war. Und nicht nur in Deutschland. Von 1973 bis 1997 wurden insgesamt 281 Folgen produziert, die in rund 100 Länder exportiert wurden. Großen Erfolg hatte die Sendung unter anderem in China, wo sie von der Polizei nicht nur zu Schulungszwecken eingesetzt wird, sondern auch ein Sprichwort geprägt hat. Natürlich „Harry, hol´ schon mal den Wagen“, oder die chinesische Übersetzung davon.