Von: Nico Häffner
In Mittelfranken liegt die kleine Stadt Rothenburg ob der Tauber. Trotz der gerade einmal knapp 11.000 Einwohner ist Rothenburg weit über die Grenze Bayerns bekannt. Doch nicht nur deutschlandweit ist dieser Ort vielen Menschen ein Begriff. Sogar in der Welt ist Rothenburg nicht ganz unbekannt.
In Rothenburg ist noch heute das Mittelalter allgegenwärtig. Die zu großen Teilen erhaltene Altstadt ist daher die Hauptattraktion und Zentrum des Geschehens. Umrandet wird die Altstadt von der Stadtmauer, welche die Zeiten überdauert hat und auch heute noch begehbar ist. Beliebt ist vor allem der große Weihnachtsmarkt, welcher jedes Jahr aufs Neue große und kleine Herzen zu begeistern weiß.
Rothenburg hat aber nicht nur eine Stadtmauer und einen Weihnachtsmarkt, sondern auch ein hochinteressantes Museum. Das Kriminalmuseum. Eine weitere Anlaufstelle für Menschen von hier und dort, denn das Museum bietet spannende Historie und stellt die Geschichte der Justiz im Mittelalter lebendig dar.
Besonders bemerkenswert ist der Kontrast, den die mittelalterliche Justiz zu der heutigen Justiz der Rechtsstaaten der westlichen Demokratien bildet. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, dass Übeltäter für ihre Taten bestraft werden. Heute verfolgt die Justiz aber hauptsächlich das Ziel, Täter wieder gesellschaftsfähig zu machen, zu rezosialisieren und natürlich die Öffentlichkeit vor ihnen zu schützen.Früher ging es aber generell um die Befriedigung der Bedürfnisse der Gesellschaft. Also das Lechzen nach Bestrafung. Es herrschte damals ein anderes Bild von Gerechtigkeit. Dieses wird im Kriminalmuseum Rothenburgs sehr gut verdeutlich und veranschaulicht.
Das Museum liegt in der Altstadt. Eingerichtet sind die Museumsräumlichkeiten in der alten Johanniterscheune, die zur Ausstellungsstätte umfunktioniert wurde. Ausgestellt werden zahlreiche Instrumente der Bestrafung, die von den eher harmlosen und fast schon kreativen Instrumenten der Schand- und Ehrenstrafen bis hin zu brutalen Folterwerkzeugen reichen. Für die Schand- und Ehrenstrafen gab es beispielsweise die Schandmaske, die böse Zungen zügeln sollte. Oder einen riesigen und schweren Rosenkranz, den Bürger tragen mussten, die den Gottesdienst unentschuldigt verpasst hatten.
Folter- und Exekutionswerkzeuge sind zum Beispiel in Form von Fingerschrauben, Streckbänken, Tauchkäfigen oder dem schlichten Henkersbeil vertreten. Hier war man im Mittelalter weder zimperlich, noch mangelte es an Ideen. Abgesehen von den Instrumenten, welche gewöhnlich die Hauptattraktion sind, gibt es auch zahlreiche Urkunden, Schriften, Zeugnisse, Bilder und Dokumente von Straftaten, oder der Rechtsprechung von damals.
Das Museum ist eine Attraktion für jedermann. Ob man nur die zahlreichen Gerätschaften bestaunen, oder sich intensiver mit der Justizgeschichte beschäftigen möchte, man wird keinesfalls enttäuscht. Ein Besuch lohnt sich und bleibt sicherlich lange in Erinnerung.