Von: Tanja Ranzinger
Der Schäfflertanz ist der einzige noch lebendige historische Handwerksbrauch in München. Ich möchte Ihnen davon erzählen, wie er entstanden ist, und wie er heute noch gelebt wird.
Beim Schäfflertanz handelt es sich um einen Zunft-Tanz, welchen Schäffler (Fassmacher, Böttcher) 1517 erstmals tanzten. Während der Beruf des Schäfflers so gut wie ausgestorben ist, wird heute alle sieben Jahre der Schäfflertanz aufgeführt.
Die Entstehung des Schäfflertanzes
1517 wütete der „Schwarze Tod“, die Pest in München. Dabei wurde kein Haus verschont. Die Menschen hatten damals große Angst davor, sich anzustecken, weshalb man sich verbarrikadierte. Die Straßen waren menschenleer, alles war wie ausgestorben. Einem mutigen Münchner, dessen Namen leider nicht bekannt ist, ist es zu verdanken, dass der Schäfflertanz entstanden ist. Er hatte die Idee, als die Seuche endlich am verschwinden war, die Münchner wieder auf andere Gedanken zu bringen. Er mobilisierte die Schäffler, mit ihm zusammen die Leute aus dem Haus zu locken. Anstelle des üblichen Jammerns und Klagen ertönte plötzlich fröhliche Musik, zu der die Schäffler ausgelassen tanzten.
Die Fassmacher erfreuten die Leute mit ihren Späßen. Leben entstand auf den Straßen und die Menschen fassten wieder Mut. Zur Erinnerung an die schreckliche Pest ordnete der bayerische Herzog Wilhelm IV. an, dass von da an die Schäffler auch in Zukunft ihren Tanz aufführen sollen. Diesem herzöglichen Auftrag kamen die Schäffler bis heute nach. Seit dem Jahre 1760 nachweislich im siebenjährigen Rhythmus.
Ein seltenes Vergnügen
Alle sieben Jahre findet in München zwischen dem 6. Januar (Dreikönigstag) und dem Faschingsdienstag der Schäfflertanz statt. Der nächste somit 2012. Wer nicht so lange warten will, kann die Schäffler auch bei besonderen Festlichkeiten tanzen sehen. Besonders Ungeduldige können sich am Münchner Rathaus, täglich um 11 und um 12 Uhr (und im Sommer nochmals um 17 Uhr) den Tanz der Schäffler ansehen, welcher von Figuren getanzt wird, die sich zu der Melodie von 43 Glocken drehen. Ein Spektakel, welches immer wieder Scharen von Touristen aber auch Einheimische gebannt auf die Rathausfassade blicken lässt.