Von: Sebastian Herbst
Man kann es sich kaum vorstellen, aber ja, auch die im Nordwesten von Oberfranken gelegene Stadt Naila war einmal eine Kreisstadt, und das trotz ihrer geringen Einwohnerzahl von gerade einmal rund 8.200. Heute ist Naila lediglich noch ein „Mittelzentrum“. Was das ist? So bezeichnet man in Deutschland einen Ort, der für die umliegenden Dörfer, Gemeinden und kleineren Städte einen direkten Anlaufpunkt für die Versorgung mit Waren darstellt, die diese allein nicht decken können. Meist geht es hier dann um Einrichtungen wie weiterführende Schulen, Schwimmbäder, umfangreichere Einkaufsmöglichkeiten oder aber auch Rechtsanwälte und Steuerberater.
Naila, dessen Geschichte übrigens nachweisbar mindestens auf das Jahr 600 n. Chr. zurückzuführen ist und das erste Mal 1343 als ein „Dorf zu Neulins“ urkundlich erwähnt wurde, erfüllt diese Kriterien wunderbar. Schließlich war es seit Mitte des 15. Jahrhunderts auch durchgehend Wirtschaftsführer in der Umgebung, zwar immer wieder in unterschiedlichen Branchen, aber immerhin. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war es der Eisen- und Kupferbergbau, der hier für Arbeitsplätze sorgte, mit der Industrialisierung brachte die Textilindustrie Wohlstand nach Naila. Durch die schwindende Bedeutung dieser Sparte in den westlichen Ländern erlebte Naila seit der Wiedervereinigung insbesondere ein Aufkommen des Einzelhandels sowie des Speditions- und Brauereigewerbes.
Es wäre jedoch fatal, Naila lediglich auf seine wirtschaftliche Stärke zu reduzieren, wie der Titel „Mittelzentrum“ vielleicht suggeriert. Denn Mittelzentrum, das bedeutet auch, dass hier im Vergleich zur Umgebung ein sehr umfangreiches, kulturelles Programm geboten wird. Wie Naila dann auch selbst eindrucksvoll beweist: Zahlreiche Naherholungsgebiete, zum Beispiel das Höllental, das Heimatmuseum, die großen Märkte, namentlich der Frühlings- und Herbstmarkt sowie der Rupperichmarkt und zahlreiche Wanderwege runden das Bild von Naila stimmig ab.