Von: Tanja Ranzinger
Stankt Englmar ist das höchstgelegenste Kirchdorf im Bayerischen Wald. Jedes Jahr am Pfingstmontag kann man dort einen sehr alten Brauch erleben. Dieser Brauch ist auf eine Bluttat zurückzuführen. In den Wäldern um Sankt Englmar hatte der Eremit Englmar um das Jahr 1100 eine kleine Einsiedlerzelle. Vom Volk wurde der fromme Mann hoch verehrt.
Es heißt, aus Neid wurde er erschlagen. Der Legende nach wurde er am Pfingstmontag von einem Geistlichen gefunden. Verscharrt unter Reisig, ließ man ihn liegen. Der Graf von Bogen war darüber so erbost, denn auch er verehrte den frommen Mann, dass er kurzerhand befahl, den Leichnam auf den Bogenberg überführen zu lassen. Die Pferde die den Wagen dafür ziehen sollten, haben sich allerdings geweigert, ihn dort hinaufzuziehen. So kam es, dass der heilige Englmar ins Tal gebracht wurde, über der Bestattungsstelle wurde später dann eine kleine Kapelle errichtet. Mit jedem Jahr kamen mehr Wallfahrer zum Grab des Eremiten. Die Bevölkerung baute eine Kirche, die Vorläuferin der heutigen Pfarrkirche von Sankt Englmar.
Zum Gedächtnis an den heiligen Englmar und sein tragisches Auffinden, wird heutzutage im Luftkurort ein religiöses Schauspiel aufgeführt. Das Englmari-Suchen. Mit einer langen Prozession ziehen die Menschen am Pfingstmontag zu tausenden betend durch das Kirchdorf. Bis hinauf zum Kapellenberg, wo dann die Figur des heiligen Englmar unter Reisig versteckt, „gefunden“ wird. Auf dem Kapellenberg wird die traditionelle Feldmesse abgehalten, bevor die Figur dann in einem farbenprächtigen Reiterzug feierlich ins Dorf zurückgebracht wird.
Allen voran, reitet der Pfarrer in vollem Ornat, nach ihm, der Ochsenwagen mit dem heiligen Englmar. Wie viele Bräuche, bringt auch dieser Brauch die Frömmigkeit des Bayerwaldvolkes zum Ausdruck. Eingeladen sind alle, am Pfingstmontag den Englmari zu suchen.