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Geheimnisvolles Schwarzes Moor

Geheimnisvolles Schwarzes Moor

Von: Tilman Weigel

Schwarzes Moor – schon der Name hört sich geheimnisvoll an. Niemanden würde es wundern, wenn plötzlich aus dem Rhön-Moor der Hund der Baskervilles auftauchen würde. Noch heute soll man der Legende nach hin und wieder die Turmuhr einer im Moor verschwundenen Stadt schlagen hören. Weil die Bewohner ein zu sündiges Leben führten, versank sie eines Tages samt ihrer Einwohner. Nur drei Jungfern stiegen regelmäßig aus dem Moor, um in den umliegenden Dörfern tanzen zu gehen.

Das Hochmoor mit Moorauge - Foto: Gabriele Delhey

Woher das Schwarze Moor seinen Namen hat, ist umstritten. Möglicherweise als Abgrenzung zum benachbarten Roten Moor. Dort wächst nämlich das rotgefärbte Mittlere Torfmoos. Dem ist es aber im Schwarzen Moor zu feucht, es fault daher und wird schwarz.

Sicher ist dagegen, dass es mit 60 Hektar das größte Hochmoor der Rhön ist. Der beste Weg es zu erkunden ist der mit Holzbohlen befestigte Moorpfad. Das ist zwar weniger romantisch als das Querfeldeinwandern, es ist jedoch ungefährlich, trocken und auch die einzige erlaubte Möglichkeit. Denn die Ausflügler hatten dem Moor stark zugesetzt. Viele Pflanzen und Tiere sind ganz oder beinahe verschwunden. Erst seit dem Bau des Knüppeldammes konnte sich die Pflanzen- und Tierwelt wieder erholen.

Auf dem Lehrpfad das Moor erleben - Foto: Rainer Lippert

Das richtige Wetter für einen Moorspaziergang gibt es nicht. Bei Sonne ist er natürlich besonders angenehm, dafür zeigt das Moor bei Regen und vor allem bei Nebel seine unheimliche, geheimnisvolle Seite besonders schön. Am besten liest man sich vorher noch eines der vielen Bücher über die Sagen und Legenden der Rhön durch.

Allerdings ist heute nur noch ein kleiner Teil des alten Moores erhalten. Die Rhönbewohner legten große Teile trocken, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können und unregelmäßig wurde auch Torf abgebaut. Die Nationalsozialisten ließen 1936 ein Lager des Reichsarbeitsdienstes errichten. Mit Hilfe des Rhönaufbauplans sollte die arme Rhön nationalsozialistisches Mustergebiet werden. Große Teile des Moores wurden trocken gelegt, Wälder aufgeforstet und Äcker angelegt. Dort sollten Erbhöfe für stramm nationalsozialistische und durch und durch arische Bauern als Blutquell des deutschen Volkes“ entstehen.

So sieht sie also aus, die Große Moosjungfer

Der Plan scheiterte und heute werden mehr und mehr Flächen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Der als Musterhof angelegte Rhönhof bei Hausen ist heute eine Gaststätte, das Lager bis auf das Eingangstor verschwunden. Das Schwarze Moor selbst wurde schon 1939 von den Nationalsozialisten zum Naturschutzgebiet erklärt. Heute leben hier zahlreiche seltene Tierarten. Beispielsweise Birkhühner, die hier eines ihrer letzten Rückzugsgebiete außerhalb der Alpen haben oder die Arktische Smaragdlibelle. Und vielleicht sieht man ja auch eine Kleine Moosjungfer übers Moor schweben. Die ist nämlich kein Geist aus einer untergegangenen Stadt, sondern ebenfalls eine Libelle.

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