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Eine Million für Martin Behaim

Eine Million für Martin Behaim

Von: Jutta Schneider

Bayern-Torwart Manuel Neuer stellte sich im November 2011 beim Promi-Special von „Wer wird Millionär“ dieser Millionenfrage:

Was verdanken wir dem Nürnberger Martin Behaim? Den ältesten erhaltenen

A: Zirkel

B: Rechenschieber

C: Erdglobus

D: Magnetkompass

Respekt! Manuel Neuer kann nicht nur Fußball spielen, er ist auch intelligent, sonst wäre er gar nicht bis zur letzten Frage gekommen. Dann aber verließen ihn die Geister, er nahm die gewonnenen 500.000 Euro für einen guten Zweck und ging. Bravo! Gut gemacht!

Martin Behaim

Ich habe mich auf meinem Sofa trotzdem tierisch gefreut, denn ich hätte die Antwort gewusst. Ob das nun an meinem IQ liegt, oder schlicht an der Tatsache, dass ich Nürnbergerin bin, soll an dieser Stelle ungeklärt bleiben. Fakt ist, dass ich Jahrgang 1957 bin und als Kind in der Schule ein Fach hatte, das sich „Heimatkunde“ nannte. Alles, was rund um Nürnberg irgendwann mal von Bedeutung war, lernte man dort. Freilich habe ich nicht alles behalten, aber Martin Behaim ist mir ein Begriff geblieben – nicht nur wegen seiner Hinterlassenschaft,  dem ältesten erhaltenen Globus. Antwort C war also richtig.

Wer war Martin Behaim?

Martin Behaim (1459 bis 1507) war alles andere, als ein Erfinder. Seinen berühmten Globus schuf er im Auftrag des Nürnberger Rats und zwar gegen Bezahlung. Das Geld hatte er bitter nötig, aber zunächst blicken wir zurück auf die Anfänge.  Als ältestes Kind von insgesamt 12 Geschwistern lernte er einen soliden Beruf, nämlich Tuchhändler. Zu diesem Zweck musste er noch als halbes Kind seine fränkische Heimat verlassen und für mindestens ein Jahr zu einem niederländischen Tuchhändler in die Lehre gehen. Er entwickelte schon bald einen beachtlichen Geschäftssinn, baute diesen aber nur so weit aus, dass es ihm seinen Lebensunterhalt sicherte. Er ging lieber auf Reisen.

Der von Behaim entwickelte Globus - Foto: Alexander Franke

Wie der Schedelschen Weltchronik zu entnehmen ist, war er auf Routen unterwegs, die ihn bis nach Afrika führten. Irgendwann kam er auch nach Portugal, wo er sich nicht nur verliebte, heiratete und Vater wurde, sondern auch noch zum Ritter geschlagen wurde. Der Grund für diese Auszeichnung ist nicht ganz klar, aber der damalige König Joao II. wird schon gewusst haben, was er tat. Hoffentlich waren auch Martin Behaim die Konsequenzen bewussst, als er bei einem seiner Aufenthalte in seiner Nürnberger Heimat während der christlichen Fastenzeit auf einer jüdischen Hochzeit ausgelassen tanzte. Das galt damals als Straftat und bescherte ihm acht Tage Gefängnis.

Er reiste einige Jahrzehnte in der Weltgeschichte herum, wobei er immer wieder nach Lissabon zu Frau und Kind zurückkehrte und auch seiner Nürnberger Heimat regelmäßig Besuche abstattete. Irgendwann aber begann alles aus dem Ruder zu laufen, besonders dort, wo er gerade nicht war. Seine Familie (Mutter und Geschwister) verschuldete sich und seine Frau vertrieb sich ihre Zeit mit einem Liebhaber. Um beide Situationen wieder zu bereinigen, musste er tief in Tasche greifen und in Portugal sogar den Fehdehandschuh werfen, bzw. aufnehmen, denn die daraus resultierenden Liebes- und Machtverwicklungen reichten bis in die obersten Schichten der portugiesischen Gesellschaft.

Um die finanzielle Schieflage der Familie Behaim in Nürnberg wieder ins Lot zu bringen, brauchte Behaim mehr Geld, als er hatte. Da kam ihm der Auftrag des Nürnberger Rats ganz gelegen, einen Globus zu schaffen. Behaim nannte sein Werk liebevoll „Erdapfel“ und bezog sich dabei auf die Form einer Kugel. Amerika, Australien und der Pazifik fehlen auf dem Globus – kein Wunder, man wusste damals noch nichts von deren Existenz. Gerade das macht den Globus so besonders, denn er entspricht dem Weltbild, das die Menschen Ende des 15. Jahrhunderts hatten, geschaffen von einem Mann, der dabei seine eigenen Reiserfahrungen einbrachte. Der Erdglobus ist nämlich mit Behaim´s Reise- und Lebensdaten vollgeschrieben. Zu bewundern ist der Globus im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg.

…und ich mach mich jetzt auf die Socken zu Günter Jauch – meine Million abholen!

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