Von: Holger Schossig
Nachdem wir das ganze Jahr über aus dem Freistaat Bayern berichten, möchte ich Ihnen heute, am Heiligabend, gerne mal erzählen, wie bei uns in der Familie früher der Heilige Abend begangen wurde.
Die Aufregung als Kind war natürlich schon den ganzen Dezember da. Der Adventskalender wurde immer leerer und das war ein untrügliches Zeichen, dass das Christkind bald vor der Türe stand. Am Abend vor dem Fest schmückten meine Eltern immer im Wohnzimmer den Weihnachtsbaum. Das taten sie natürlich erst dann, wenn die Kinder schon im Bett waren. Am anderen Morgen – die Nacht war lang, denn vor Aufregung konnte man kaum schlafen – empfing uns dann das Wohnzimmer mit einem herrlichen Tannenbaum, der nicht nur hübsch geschmückt war, sondern auch toll duftete. Wenn meine Mutter gut drauf war, dann hat sie auch immer kleine Schokoladensterne und Schokoladenengel hingehängt, von denen ich mir täglich ein Stück nehmen durfte. Ich glaube, manchmal waren es versehentlich auch zwei…
Der Vormittag wollte so gar nicht vergehen. Nach dem Mittagessen war an Mittagsschlaf nicht zu denken, was auch meine Mutter merkte. So durfte ich an diesem Tag wach bleiben. Meist verbrachte ich die Stunden damit, mit meiner Schwester zu spielen. Am Nachmittag dann war Fernsehzeit. Damals in den 1970er Jahren gab es gerade mal drei Programme, doch da kam mehr, als heute auf 100 Programmen. Warten aufs Christkind bestand damals aus „Pippi Langstrumpf„, „Michel aus Lönneberga„, „Die Kinder aus Bullerbü“ und „Die Brüder Löwenherz„. Ob Sie es glauben oder nicht: Ich schau mir das auch heute noch an, sonst ist für mich der Heiligabend nicht perfekt.
Gegen 16 Uhr zogen wir uns an, denn nun ging es nach draußen zum Weihnachtsspaziergang, der im Schnee noch mal so schön war. Zwischen 17 und 17.30 Uhr kamen wir dann wieder zuhause an und dann endlich hatte die lange Wartezeit ein Ende. Meine Eltern schickten uns Kinder nach draußen, weil jetzt das Christkind käme, wie sie uns immer weismachen wollten. Und dann kam die schönste Zeit: Das Singen der Weihnachtslieder am schön beleuchteten Christbaum, ich spielte meist noch Gitarre dazu, das Vortragen eines Weihnachtsgedichtes oder das Verlesen der Weihnachtsgeschichte, und dann endlich durften die Geschenke aufgemacht werden. Und weil gleich alles ausprobiert werden musste, dauerte das entsprechend. Meine Mutter bereitete derweil das Essen vor. Traditionell gab es bei uns am Heiligabend immer Wienerle mit Kartoffelsalat.
Nach dem Abendessen wurde sich dann noch gemütlich im Wohnzimmer versammelt. Während die Eltern meist fern sahen, haben wir Kinder gespielt. So ging ein aufregender Tag zu Ende. Gerne denke ich an diese schöne Zeit zurück, die so um vieles besinnlicher war, als das heute der Fall ist. Dennoch ist Heiligabend auch heute für mich noch einer der schönsten Tage im Jahr. Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest!