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Geheimnisvoller Kaspar Hauser

Geheimnisvoller Kaspar Hauser

Von: Holger Schossig

foto-holger-22Eine der geheimnisvollsten Figuren, die Bayern je hatte, ist Kaspar Hauser. Um ihn ranken sich Mythen, Spekulationen, Geheimnisse – eine Antwort auf viele Fragen sucht man schon seit dem 19. Jahrhundert, ohne jedoch zu endgültigen Resultaten gekommen zu sein.

Wer war Kaspar Hauser? - Foto: Stadt Ansbach
Wer war Kaspar Hauser? - Foto: Stadt Ansbach

Wir schreiben den 26. Mai 1828. Auf dem Nürnberger Unschlittplatz taucht zum ersten Mal ein junger Mann auf. Er torkelte, konnte kaum sprechen und hatte lediglich einen Brief bei sich. Der einzige Satz, den er sagen konnte, war: „Ä sechtene Reiter möcht ih wähn, wie mei Vottä g´wähn is„. Damit konnte keiner etwas anfangen. Nachdem der Brief entdeckt wurde, wurde der junge Mann zur Adresse gebracht, die auf dem Umschlag stand: Irrergasse 17. Dort lebte der Rittmeister von Wessening.

Dieser brachte ihn schließlich auf die Polizeiwache, wo man versuchte, ihn zu verhören. Das gelang jedoch nicht, denn er konnte nicht sprechen, sondern gab nur sonderbare Laute von sich. Die einzige Information, die er preisgeben konnte, war sein Name. Den schrieb er sehr mühselig auf ein Blatt Papier: Kaspar Hauser.

Drei Monate verbrachte Kaspar Hauser in einem Gefängnis in der Nürnberger Burg, bevor er in die Obhut von Georg Friedrich Daumer, einem Gymnasiallehrer gegeben wurde, der ab diesem Zeitpunkt für seine Erziehung und Ausbildung zuständig war. Kaspar Hauser machte gute Fortschritte. Doch am 17. Oktober 1829 wurden diese Fortschritte jäh unterbrochen, als man einen ersten Anschlag auf ihn verübte. Der junge Mann wurde schwer verletzt und daraufhin an einen sicheren Ort gebracht.

"Hier wurde ein Geheimnisvoller auf geheimnissvolle Weise getötet" - Foto: Stadt Ansbach
"Hier wurde ein Geheimnisvoller auf geheimnissvolle Weise getötet" - Foto: Stadt Ansbach

Im Laufe der nächsten zwei Jahre musste er immer wieder umziehen und bekam neue Vormunde. Im Jahr 1831 war der Engländer Lord Stanhope für ihn zuständig, der ihn mit nach Ansbach nahm und dort dem Gerichtspräsidenten Anselm von Feuerbach übergab, der für Kaspar Hauser zukünftig ein Protektor und väterlicher Freund war. Er lebte bei  seinem Lehrer Meyer und arbeitete eine Zeitlang bei Gericht. Doch dann kam der 14. Dezember 1833. An diesem Tag wurde er von einem Unbekannten in den Ansbacher Hofgarten gelockt. Dort solle er angeblich etwas über seine Herkunft erfahren. Doch der Unbekannte stach Kaspar Hauser nieder. Drei Tage später starb Kaspar Hauser an seinen Verletzungen.

Mit dieser Ermordung begann das wohl größte Rätselraten in der bayerischen Geschichte. Wer war Kaspar Hauser? Woher kam er? Warum kam er nach Nürnberg? Warum wurde er ermordet und von wem? Die Forschungen laufen bis heute, eindeutige Erkenntnisse konnten nicht gewonnen werden. Während die einen glauben, dass Kaspar Hauser ein Betrüger gewesen sein soll, vermutet ein Großteil, dass er der Sohn des badischen Großherzogs Karl und seiner Frau Stephanie Beauharnais war.

"Hier liegt Kaspar Hauser. Rätsel seiner Zeit. Unbekannt die Herkunft, geheimnisvoll der Tod." - Foto: Stadt Ansbach
"Hier liegt Kaspar Hauser. Rätsel seiner Zeit. Unbekannt die Herkunft, geheimnisvoll der Tod." - Foto: Stadt Ansbach

Recherchen sollen ergeben haben, dass er bis zu seinem Auftauchen in Nürnberg jahrelang in einem Kerker eingeschlossen gewesen sein soll. Deswegen habe er auch kaum laufen und schon gar nicht reden können. Im Jahr 1996 enthüllte „Der Spiegel„, dass Kaspar Hauser nicht der badische Erbprinz war. Man stützte sich hierbei auf das Ergebnis der Untersuchung des Blutflecks auf Kaspar Hausers Unterhose, der mit den Nachkommen der Schwestern des Erbprinzens verglichen wurde. Hier stellte man keine Übereinstimmung fest. Damals schien also klar, dass Kaspar Hauser mit dem Königshaus nichts gemein hatte.

Im Jahr 2002 wendete sich das Blatt jedoch wieder, denn durch eine weitere Genanalyse wurde festgestellt, dass das Blut an der Unterhose gar nicht von Kaspar Hauser stammte. Am einfachsten wäre es natürlich, das vorhandene Gewebematerial des Kaspar Hauser mit dem Material des verstorbenen badischen Großherzogehepaars zu vergleichen. Dazu wird jedoch die Genehmigung des Hauses Baden benötigt, die allerdings beharrlich verweigert wird. Auch hier stellt sich die Frage: Warum? Hat hier jemand etwas zu vertuschen?

Und so wird es auch weiterhin ein Rätsel bleiben, wer Kaspar Hauser wirklich war. Das aber ist auch das Spannende an diesem Fall, denn wenn alle Fragen geklärt werden könnten, würde der Mythos verloren gehen.

In Ansbach finden seit 1998 die Kaspar Hauser Festspiele statt. In diesem Jahr zum siebten Mal. Der Zeitpunkt: 27. Juli bis 1. August.

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