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Der Sänger vom Kordigast

Der Sänger vom Kordigast

Von: Sebastian Herbst

foto-sebastian-23Noch heute wird er gern als „Der Sänger vom Kordigast“ bezeichnet, auch wenn selbst im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels nur noch wenige etwas mit diesem Begriff anfangen können. Die Rede ist von Franz-Joseph Ahles, diesem Dichter, der am 18. September 1869 in Würzburg geboren wurde und seit seiner Geburt an der damals noch als unheilbar geltenden Lungentuberkulose erkrankt war. Da sich seine eher bescheidene Anstellung als Buchdrucker aufgrund der aggressiven Dämpfe nicht gerade positiv auf seine Beschwerden auswirkte, beschlossen seine Eltern mit ihm nach Burkheim zu ziehen, wo sie sich ein kleines Gehöft mit mehreren Äckern kauften, durch deren landwirtschaftliche Nutzung sie ein ausreichendes Einkommen zu erzielen versuchten.

Dieser Ausblick hat es dem Dichter angetan - Foto: Stadt Altenkunstadt
Dieser Ausblick hatte es dem Dichter angetan - Foto: Stadt Altenkunstadt

Doch die Erträge waren eher schlecht als recht und so kam Ahles nicht daran vorbei, sich mit dem Binden von Besen im Winter ein Zubrot zu verdienen. Und hier entwickelte sich auch sein Hang zur Dichtkunst. Allein in der Wohnstube sitzend, bei der Arbeit resigniert aus dem Fenster schauend, die Natur beobachtend, das ist der Augenblick, in dem der „Geist auf Reisen geht“, wie er selbst immer wieder sagte.

Und so begann er, seine Gedanken rund um die Natur und die Menschen in schöne Worte zu fassen und gab seine Dichtungen bei Geburtstagen und anderen festlichen Anlässen zum Besten, wo er regelmäßig geladen wurde. Schnell war er im gesamten Landkreis Lichtenfels bekannt und weil gar so viele Leute unaufhörlich seinen Werken lauschen wollten und es mittlerweile auch sehr viele waren, begann er, seine Gedichte niederzuschreiben, bis er 1912 die erste Auflage seines Buchs „Die Lieder des Sängers vom Kordigast“ veröffentlichte.

Den Namen hatte er deshalb inne, da er seine Gedichte selbst stets als Lieder bezeichnete und allein fünf von ihnen dem Kordigast, einem von wunderschönen Wäldern eingerahmten Ausläufer der Fränkischen Alb, widmete, eines von ihnen, schlicht „Ein Lied vom Kordigast“ genannt, wurde später sogar zur Melodie des Pfälzerlieds vertont.

In Ermangelung eines Verlegers tat sich Ahles jedoch schwer, seine Werke zu publizieren, da er jedes Mal aufs Neue das Geld für den Druck aufbringen musste und somit seine kompletten Einnahmen aus der vorherigen Auflage in die nächste stecken musste. Dennoch folgten zwei weitere, 1913 und, nach längerer Pause, 1923. Die dritte Auflage war nur durch die finanzielle Unterstützung durch den damaligen Landtagsabgeordneten Hand Diroll möglich, der als Bauunternehmer unter anderem den Königssalon im Bamberger Bahnhof erschuf. Hier wird bereits deutlich, dass Ahles‘ Popularität zu diesem Zeitpunkt längst über die Grenzen des Landkreises Lichtenfels hinaus ging und in ganz Oberfranken vom „Sänger vom Kordigast“ die Rede war.

Die Gründe, warum der Heimatdichter dennoch nicht den „Durchbruch“ geschafft hat, sind vielfältig. Zunächst einmal wollte Ahles das gar nicht erreichen. Er erfreute sich schlichtweg an der Natur und den Menschen, die er mit seinen Werken fesseln konnte. Zudem machte ihn sein stetig schlechter werdender gesundheitlicher Zustand zu schaffen und das wachsame Auge des NS-Regimes, die ihn aufgrund seiner Sympathien für die bayerische Volkspartei beobachteten, was 1933 sogar in einer zeitweiligen Schutzhaft gipfelte. Geängstigt und von seiner Krankheit gebeutelt, zog sich Franz-Joseph Ahles stark aus dem öffentlichen Leben zurück und starb schließlich am 10. April 1939 an einer doppelseitigen Lungenentzündung.

Als Andenken steht noch heute ein vom Colloquium Historicum Wirsbergense gesetzter Gedenkstein vor seinem ehemaligen Wohnhaus in Burkheim, und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels brachte postum 1979 und 1995 zwei weitere Auflagen seines Buches heraus. Weiterhin ist die Hauptstraße von Burkheim nach ihm benannt.

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