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Geschäftsfränkisch – für Bayern, Preußen und andere „Neigschlaafda“

Geschäftsfränkisch – für Bayern, Preußen und andere „Neigschlaafda“

Von: Jan Sievert

Wer kennt das nicht? Da kommt man als „Ausländer“ in ein anderes Land, mit anderer Sprache, und versucht sich verzweifelt zu Artikulieren, doch es gelingt nicht. So kann es leicht auch allen Nicht-Franken passieren, die es von Zeit zu Zeit in den wohl schönsten Teil Bayerns verschlägt – nach Franken. 😉

Angenommen man hat dann eine Autopanne, will Einkaufen oder tritt sonst in irgendeiner Weise mit einem Unternehmen in Verbindung, da kann es auch schon mal vorkommen, dass man sich fragt: „Was will der Kollege aus Franken mir da eigentlich sagen ?“. Um diese sprachlichen Barrieren in Zukunft aus dem Weg zu räumen, möchte ich Ihnen im folgenden die wichtigsten Sätze der „Fränkischen Business-Sprache“ ein wenig näher bringen.

Die Kommunikation ist nicht immer leicht - Foto: © Thomas Schütz / PIXELIO

Des sooch iich dir…
Diese Sache möchte ich besonders betonen.

Do wennst di net glei schleichst…
Mit dieser Sache möchte ich mich im Moment nicht befassen.

Is scho mööchlich, doss…
Es spricht einiges dafür, dass…

Su aafach is des fei nier...
Der Sachverhalt ist komplizierter, als er sich darstellt.

Des gläbbst obber a bluas du…
Sie sind vermutlich der Einzige, der diese Sichtweise vertritt.

Schau mer amol…
Detailierte Aussagen können im Moment nicht getroffen werden.

A weng wos ged scho...
Eine Kompromisslösung ist vorstellbar.

Do läfft heit nix mehr...
Die Arbeiten können heute leider nicht mehr fertiggestellt werden.

Hämmer ned...
Dieser Artikel ist in unserem Sortiment leider nicht vertreten.

Mach mer ned...
Diese Dienstleistung können wir ihnen leider nicht zur Verfügung stellen.
Oder alternativ:
Ihrem Wunsch können wir in diesem Fall leider nicht entsprechen.

Des koost ja amol browiern...
Wenn sie wollen, können sie es ja einmal auf einen Versuch ankommen lassen.
Oder alternativ:
An ihrer Stelle würde ich es nicht auf einen Versuch ankommen lassen.

Des koost ja dodal vergessn…
Diese Variante würde ich an ihrer Stelle von vornherein überhaupt nicht in Erwägung ziehen.

Wadd ma amol…
Im Moment sollten keine Entscheidungen getroffen werden.

Horch amol Fraind…
Darf ich um ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten ?

Bass amol auf Schäff / Massder / Kabbo…
Sehr geehrter Herr Direktor / Meister / Polier…

Wennst maanst…
Ich akzeptiere ihre Meinung, würde aber…

Gschmarri… (oder auch: A Gschmarri wie a Gwaaf…)
Da bin ich anderer Meinung.

Des wass i ned…
Dazu kann ich im Moment keine Antwort geben.

Fränkische Sprache, schwere Sprache - Foto: © Memephoto / PIXELIO

Ezzerdla baggmers...
Wir werden uns sogleich um ihr Anliegen kümmern.

Su a Glumb, su a fereggds...
An diesem Produkt scheinen qualitative Mängel zu sein.

Der ziecht ned...
Der Kunde teilt in dieser Angelegenheit nicht unsere Meinung.

Obber heid nämmä...
Es ist uns heute leider nicht mehr möglich, dass…

Ja, bin i dabbert…
Ich kann gar nicht glauben, was sie mir da erzählen.

I bin doch nier bleed…
Ich bin durchaus in der Lage, ihren Ausführungen zu folgen.
Oder alternativ:
Ich sehe keine Notwendigkeit, dass ich mich um diese Sache kümmere.

Und, läffds..
Ist mit ihrem Produkt alles in Ordnung ?

Des langt loggä...
Ich kann ihnen versichern, dass hier ausreichend Spielraum vorhanden ist.

Des is isi…
Ihrem Wunsch können wir umgehend nachkommen.

Wärggli…
Wirklich ? / Handelt es sich tatsächlich um den geschilderten Sachverhalt ?

Hä…
Können sie ihre Aussage/ Frage noch einmal wiederholen ?
Oder alternativ:
Dieser Sachverhalt erscheint mir sehr ungewöhnlich.

Desweiteren sollten Sie noch folgende Wörter kennen:

„fei“
Fei ist das ultimative fränkische Wort ! Es kann an nahezu jeder Stelle im Satz stehen und wird vor allem als Nachdruck gebraucht, um einen Sachverhalt besonders zu betonen. Beispiel:

Des is fei wirgli woa…
Dies ist genau so vorgefallen / wahr.

„gell“
Gell ist das ultimative Hilfswort bei Fragen und lässt sich in etwa mit „nicht wahr?“ übersetzen. Beispiele:

Des stimmd so, gell…
Dies ist so korrekt, nicht wahr ?

„fei“ und „gell“ lassen sich jedoch auch kombinieren und schaffen somit eine undementierbare Frage/Aussage:

Des stimmt fei, gell…
Ich dulde hier keinen Widerspruch, so und nicht anders ist es vorgefallen.

Wie sie sehen, nicht immer ist es auf den ersten Blick erkenntlich, was mir der nette Franke da gegenüber eigentlich mitteilen möchte. Da Franken auch kein winziges Fleckchen auf der Landkarte ist, können je nach Region, und deren dortiger Dialekt die Sätze leicht variieren in Bezug auf Wortwahl und „Rechtschreibung“. Die oben genannten Beispiele sind jedoch eine gute Orientierung im „Fränkischen Business Dschungel“. So, nun sollten Sie bestens gewappnet sein, wenn es Sie einmal wieder nach Franken verschlägt. Und: keine Angst, wenn Sie freundlich sind, kann auch der Franke sich durchringen, so etwas wie „Hochdeutsch“ zu reden. 😉

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