Von: Tanja Ranzinger
Der Jahreswechsel ist seit Menschengedenken ein markantes Datum. In Bayern hieß der letzte Tag im Jahr „Altjahrabend“ und wurde am 25. Dezember begangen. Der 31. Dezember galt als das Beschneidugsfest Jesu. Seit 1582 ist der letzte Tag des Jahres auf den Todestag des Heiligen Silvester festgelegt. Er war der erste Papst, der nicht das Martyrium erlitt und gilt seither als Schutzheiliger aller Neuanfänge, soll er doch laut der Legenda Aurea der erste Papst als Herr des Kirchstaates gewesen sein. Die Legende besagt, Kaiser Costantin II. habe Silvester zum Dank für die Heilung vom Aussatz den Kirchstaat, also alles christliche Land im Römischen Reich, zum Geschenk gemacht. Historisch ist diese schöne Legende jedoch nicht tragfähig.
Lärm und Licht sollten das alte Jahr vertreiben
Von jeher wurde das alte Jahr mit Lärm und Licht verjagt. Die Dunkelheit und Stille des Winters, die in diesen Tagen ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde mit Trommeln, Scheppern, Rufen und Feuern verscheucht, damit der Frühling einziehen konnte. Auf diesen Brauch geht unser Silvesterfeuerwerk zurück. Auch das Glockengeläut um Mitternacht (schauen Sie doch das nächste mal auf die Uhr, die Glocken erklingen bereits ein paar Sekunden vor 00:00 Uhr und läuten mindestens bis 00:03 Uhr) unterstützen die Menschen beim Erzeugen von Schall und sollen die guten Mächte einladen, die Menschen ins neue Jahr zu begleiten. Nicht zuletzt deswegen empfinden die Meisten wohl das Festgeläut in der Silvesternacht als überaus bewegend. Auch gehen in dieser Nacht an vielen der angestrahlten Kirchen Bayerns die Beleuchtungen sehr viel später aus als sonst, um Licht ins neue Jahr zu schicken.
Der heidnische Hintergrund dafür dürfte die Sage um die Winterkönigin sein, die an Weihnachten von der Frühlingsjungfrau zum Kampf um die Herrschaft über die Erde herausgefordert wird. Tag und Nacht ringt das Mädchen mit der alten Frau, und an Silvester, der „Halbzeit“ der Rauhnächte, beginnt, die alte Königin endlich zu ermatten. Um die Frühlingsjungfer zu stärken, ließen die Menschen das Licht an, denn die alte Königin fürchtete das Licht, wohingegen die Jungfrau im Licht Rast und Erholung fand. Der Lärm, so erzählte man sich, schärfte das Schwert der Jungen und stumpfte das der Alten. Am 6. Januar schließlich siegte die Frühlingsjungfrau und trat ihre Herrschaft über die Erde an. Nun wurden die Tage wieder länger und wohin ihr Fuß trat, begann das Korn zu wachsen.
Bleigießen – der Blick in die Zukunft
Der Kirche zum Trotz hielten sich Silvesterbräuche, mit denen in Erfahrung gebracht werden sollte, wie das neue Jahr werden wird. Heute noch bekannt ist sicherlich das Bleigießen. Auf einem Löffel wird ein Bleiklumpen erhitzt, der dann mit einem Ruck in eine Schale kalten Wassers fallen gelassen wird. Je nachdem in welcher Form das Blei erstarrt, können Tendenzen für das neue Jahr daraus gelesen werden. Manche Großmutter wusste den Rat, dass glückverheißende Symbole unter einem jungen Kirschbaum vergraben werden sollten, damit das Glück wachse und süß werde. Solche die Unglück verhießen, sollten in einen Bach geworfen werden, damit das Pech so weit wie möglich fortgetragen wird. Ein Tipp: Blei wird sehr heiß. Wenn Sie die Verbrennungsgefahr fürchten, können Sie als Alternative auch Kerzenwachs nehmen.
Das alte Jahr ausräuchern
In der christlichen Tradition galten die Rauhnächte (24. Dezember bis 6. Januar) als die Zeit, in der die Dämonen über die Erde tobten. Besonders wild sollten sie es in der Silvesternacht treiben. Daher wurde in dieser Nacht Weihrauch entzündet und durch alle Räume und Ställe getragen, um Mensch und Tier vor dem Schabernack der wilden Gesellen zu schützen, und solche die sich schon breit gemacht hatten, wieder zu vertreiben. Die Älteren kennen vielleicht den Räucherspruch: „Was kommt muss geh’n darf bleiben nicht, der heil’ge Rauch vertreibt die Wicht‘!“