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Kautabak – Geschichte und Herstellung des Genussmittels

Herstellung von Kautabak

Kautabak – Geschichte und Herstellung des Genussmittels

Kautabak, der zum Teil auch „Chew“ oder „American Chew“ genannt wird, war im 18. und 19. Jahrhundert eines der beliebtesten Tabakkonsumgüter neben Schnupftabak und Pfeifen. Mittlerweile steht zwar die Zigarette ganz oben auf der Beliebtheitsskala der nikotinhaltigen Tabakwaren, aber dennoch gibt es immer noch viele Liebhaber, die den Kautabak regelmäßig konsumieren und dessen Geschmack und den Genuss des Tabaks zu schätzen wissen. Doch woher stammt die Tradition des Tabakkauens eigentlich? Und wie wird hochwertiger Kautabak hergestellt?

Der Konsum von Kautabak

Kautabak besteht aus fermentierten Tabakblättern, die mit Aromen versetzt sind. Der Tabak wird portionsweise in den Mund genommen, angekaut und dann an der Wangeninnenseite abgelegt. Das enthaltene Nikotin kann sich so über die Mundschleimhaut verbreiten und entfaltet auf diese Weise seine Wirkung, anders als beim Rauchen des Tabaks. Nikotin macht zwar abhängig, ist aber gleichzeitig auch verantwortlich dafür, dass Tabak zu den beliebtesten Genussmitteln der Welt gehört. Auch wenn Kautabak mittlerweile eher eine Randerscheinung des Tabakkonsums ist, hat der Kautabak eine lange und traditionsreiche Geschichte. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über Kautabak, dessen Herstellung und die Gründe, warum er einst so beliebt war und zum Teil auch heute noch ist.

Die Geschichte des Kautabaks

Rauchverbot für Seeleute | © panthermedia.net /nehruresen
Rauchverbot für Seeleute | © panthermedia.net /nehruresen

Christoph Columbus und die Tabakpflanze

Christoph Columbus, der Entdecker Amerikas, war der erste Europäer, der die Tabakpflanze mit nach Europa brachte. Vorher war Tabak in Europa absolut unbekannt. Die Ureinwohner Amerikas hingegen kannten die Tabakpflanze und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper schon seit langem. Sie schenkten Columbus das Gewächs, welcher es anschließend mit nach Europa nahm. Zunächst wusste er nicht wirklich etwas mit der Tabakpflanze anzufangen, bis er sah, dass die Ureinwohner die Blätter der Tabakpflanze kauten. Als die Tabakpflanze erst einmal auf dem europäischen Kontinent angekommen war, verbreitete sich ihr Konsum sehr schnell. Die Menschen waren begeistert von der Wirkung und dem Geschmack des Tabaks. Unter Adeligen wurde Tabak vorzugsweise geschnupft.

Die Beliebtheit des Kautabaks bei den Seeleuten

Kautabak wurde vor allem bei Seeleuten besonders beliebt. Immerhin verbrachten diese oft lange Zeit auf See und besegelten die Weltmeere mit Schiffen, die zum Großteil aus Holz bestanden. Aufgrund dieser Bauweise war es für Seeleute nahezu unmöglich, den Tabak in Form einer Pfeife zu rauchen. Immerhin bestand so akute Brandgefahr, welche die Seeleute damals ihr Leben kosten konnte. Da man aber trotzdem nicht auf den Genuss des Tabaks verzichten wollte, kauten viele Seemänner den Tabak, so wie es die Ureinwohner Amerikas zum Teil getan hatten. Auch an Land wurde Kautabak dort genutzt, wo das Rauchen aus diversen Gründen verboten war. Entsprechend erfuhr der Kautabak im 18. und 19. Jahrhundert nochmal eine Hochphase.

Kautabak im 20. und 21. Jahrhundert

Noch heute ist das Kauen und Ausspucken des Tabaks typisch für die Cowboys in alten Westernfilmen. Zu dieser Zeit galt das Kauen von Tabak als besonders männlich. Mit der Zeit wurde Tabak immer mehr geraucht, anstatt gekaut oder geschnupft. Bis heute hat sich dieser Trend nicht geändert. In den 1920er und 1930er Jahren kam allerdings Kautabak erneut etwas in Mode: Er sollte damals als Appetitzügler dienen. Man sprach dem Tabak generell eine solche Wirkung zu.

Das Kauen von Tabak sollte damals den Hunger unterdrücken und somit dafür sorgen, dass – hauptsächlich – die Frauen Erfolg beim Abnehmen hatten. Allerdings ist der Erfolg einer solchen Methode fraglich, besonders wenn man die gesundheitliche Beeinträchtigung durch Tabak mit einbezieht. Heutzutage wird Kautabak nur noch von wenigen Menschen konsumiert. Viele Kauen den Tabak aus nostalgischen Gründen oder weil sie den Geschmack des Tabaks beim Kauen dem Geschmack der Zigarette vorziehen. Außerdem gibt Kautabak auch heute noch den Tabakkonsumenten die Möglichkeiten, in rauchfreien Zonen Tabak zu genießen.

Das Ausspucken des Suds

In der Zeit, in der der Konsum von Kautabak immer beliebter wurde, erfand man auch die Spucknäpfe, die damals zur alltäglichen Ausstattung eines Kautabak-Konsumenten dazugehörten. Sie dienten, wie der Name bereits verrät, als Behälter zum Auffangen des Suds oder Saftes, der beim Kauen des Tabaks entsteht. Dieser Sud wird in der Regel nicht heruntergeschluckt, sondern wieder ausgespuckt. Damit nicht jeder einfach überall auf die Straße spuckte, erfand man die Spucknäpfe. Damals erschienen diese den Menschen deutlich hygienische. Das Spucken in den entsprechenden Behälter galt damals dementsprechend als Zeichen guter Manieren. Im 20. Jahrhundert wurden derartige Spucknäpfe allerdings verboten (besonders jene, die in der Öffentlichkeit standen und von jedermann benutzt werden konnten), da man mehr auf Hygiene achte und auch mehr darüber wusste.

Die Herstellung von Kautabak

Es gibt heute in Europa nur noch wenige Kautabak-Fabriken. Dafür ist die Herstellung des Kautabaks sehr traditionsreich. Zwar übernehmen heute Maschinen einige Produktionsschritte, aber dennoch ist die Herstellung mit viel Zeit und auch einem nicht ganz unerheblichen Aufwand verbunden. Kautabak wird aus Rohtabak mit einem relativ hohen Nikotingehalt hergestellt. Dieser Rohtabak muss zunächst etwa drei Monate gelagert werden. Anschließend werden die Blätter der Tabakpflanze über einem Feuer, vorzugsweise aus harten Hölzern, geräuchert, damit sie trocken werden und an Aroma gewinnen. Im nächsten Schritt werden die Tabakblätter fermentiert und in Fässern aus Holz wiederum für mehrere Monate eingelagert. Auch während dieser Phase verliert der Tabak an Feuchtigkeit. Zum Schluss werden dem Tabak noch Aromen hinzugefügt.

Früher wurde der Tabak noch mit richtigen Früchten, wie Datteln und Co. versehen, heute arbeitet man eher mit Essenzen. Besonders beliebt bei Kautabak-Konsumenten sind zum Beispiel Aromen wie Honig, Menthol, Pflaume und Lakritz. Das Hinzufügen der Essenzen nennt man im Fachjargon auch „Soßierung“. Zu guter letzt wird der Tabak noch ein letztes Mal trocken gelagert, damit man ihn gut verpacken und später auch als Verbraucher gut portionieren und genießen kann. In Bezug auf die Verpackung gibt es bis heute ganz unterschiedliche Möglichkeiten. In der Regel wird der Tabak allerdings lose in Dosen oder Tüten verkauft, sodass der Konsument die Menge des Kautabaks, die er verwenden will, selbst bestimmen kann.

Fazit zur Tradition des Kautabaks

Kautabak | © panthermedia.net /north22gallery
Kautabak | © panthermedia.net /north22gallery

Obwohl der Kautabak – ebenso wie der Schnupftabak – lange Zeit in Mode war, findet man ihn heute eher selten. Viele Kautabak-Konsumenten sind überzeugt, dass der rauchfreie Tabakkonsum, der durch das Kauen des Tabaks ermöglicht wird, deutlich besser ist. Immerhin belästigt man sein Umfeld nicht mit Zigarettenqualm und schützt entsprechend nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit anderer Personen. Zieht man diesen Aspekt in Betracht erscheint Kautabak deutlich gesellschaftstauglicher als die altbekannte Zigarette. Dennoch ist das Gesundheitsrisiko, dass durch jegliche Form des Tabakkonsums entsteht, nicht zu verkennen. Immerhin sind auch im Kautabak krebserregende Stoffe enthalten. Ob sich der Trend des Tabakkonsums in den nächsten Jahren verändern wird und vielleicht sogar die rauchfreien Tabakkonsumgüter wieder beliebter werden, wird sich zeigen.

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