Von: Tilman Weigel
Es ist ein düsteres Kapitel bayerischer Geschichte: die Hexenverfolgung. Nicht nur Frauen wurden gefoltert, verbrannt, ertränkt oder sonstwie getötet. Und das in einer Zeit, in der eigentlich das „finstere Mittelalter“ vorbei war. Die Entdeckung Amerikas brachte neue Perspektiven und die Reformation neue Ideen. Und doch blühte der Hexenwahn vor allem im 17. und 18. Jahrhundert.
Hexenverfolgungen gab es freilich schon vorher. Doch ihre Hochphase erreichten sie keineswegs im Mittelalter. Auch gingen sie nicht in erster Linie von der Inquisition aus. In Spanien verhinderte die Inquisition sogar möglicherweise größere Hexenverfolgungen und viele Zentren des Hexenwahns befanden sich in protestantischen Gebieten, beispielsweise im Schweizer Kanton Wallis oder in den USA. Besonders bekannt ist die Hexenverfolgung in der nordamerikanischen Stadt Salem im Jahr 1692.
In Bayern lagen die Zentren allerdings tatsächlich in den katholischen Fürstbistümern Würzburg und Bamberg, daneben auch in Eichstätt. In den baierischen Herzogtümern fiel das Wüten nicht ganz so schlimm aus, obwohl ein Spross der Herzogsfamilie sich als Hexenjäger unrühmlich hervortat. Allerdings trieb Ferdinand von Bayern, Sohn des Herzogs Wilhelm V., sein Unwesen als Erzbischof von Köln und Herzog von Westfalen.
Gründe für den Hexenwahn gab es viele. Missernten, Krankheiten, dazu eine in Glaubensdingen verunsicherte Bevölkerung. Wenn nun dazu noch persönliche Rivalitäten und Machtkämpfe kamen, war es zu Massenverfolgungen nur noch ein kleiner Schritt. So beispielsweise in Bamberg, wo der Bamberger Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim mit den Bürgern um die Macht in der Stadt rang. Da traf es sich gut, dass er unter dem Vorwurf der Hexerei zahlreiche mächtige Bürger anklagen, gefangen nehmen und hinrichten konnte, darunter auch den Bürgermeister Johannes Junius.
Der Fürstbischof hat extra ein Drudenhaus bauen lassen. Dort wurde der Bürgermeister eingesperrt, gefoltert und schließlich hingerichtet. Seiner Tochter schrieb er: „Unschuldig bin ich in das gefengnus kommen, unschuldig bin ich gemarttert worden, unschuldig muß ich sterben…“ Weit über 300 Menschen mussten sterben und der Fürstbischof bekam den wenig schmeichelhaften Beinamen „Hexenbrenner„. Erst die Schweden machten dem Spuk ein Ende.
In Würzburg war es ausgerechnet Julius Echter von Mespelbrunn, der die Hexenverfolgung voran trieb. Bis heute hat er in der unterfränkischen Stadt einen guten Ruf als Bauherr und Stifter. Er belebte die Würzburger Universität wieder und gründete das noch heute bestehende Juliusspital für Arme, Alte und Kranke. Er verfolgte aber auch Protestanten und „Hexen“. Rund 900 Menschen sollen dabei unter dem Vorwurf der Hexerei getötet worden sein.
In Eichstätt begannen ausgerechnet die Reformbischöfe Martin von Schaumberg und Caspar von Seckendorf die Hexenverfolgung, auch wenn es erst ihr Nachfolger Johann Christoph von Westerstetten zum Titel „Hexenbischof“ brachte.
Auch in anderen bayerischen Städten gab es Hexenverfolgungen, wenngleich nicht im gleichen Ausmaß. Als 1590 beim Bau der Michaelskirche in München ein Turm einstürzte, hieß es beispielsweise „…daß solch ungewöhnliche Gewitter von den vermaledeiten bösen Weibern gemacht werden.“ Erst 1775 wurde mit Anna Maria Schwägelin aus Lachen in Schwaben die letzte Hexe Deutschlands hingerichtet.