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NSU-Prozesse – Wie ausländische Medien Beate Zschäpe sehen

NSU-Prozesse – Wie ausländische Medien Beate Zschäpe sehen

NSU Prozess
NSU Prozess

Nicht nur in Deutschland besteht großes Interesse an den Prozessen zu den sogenannten NSU-Morden, für die zur Zeit die Rechtsradikale Beate Zschäpe vor Gericht steht.

Auch ausländische Medien aus ganz Europa und der Welt verfolgen die Verhandlungen. Allerdings geht es in der Auslandspresse eher um das Verhalten der Angeklagten und ihr Auftreten, statt um den Prozess an sich.

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Europas schärfster Kritiker
Was denken die Menschen in Übersee?
Fazit
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Besonders die Italiener scheuen sich nicht davor, mit provokanten Vergleichen vorzupreschen. So bezeichnete die Zeitung „La Republica“ Zschäpe als „Schwarze, die Hitler sein wollte“. Damit spielten die Verfasser des Berichtes auf Zschäpes schlichte Kostüme an, die sie bei den Verhandlungstagen trug und in denen sie wirkte, als könnte sie kein Wässerchen trügen. Die Journalisten aus Großbritannien, die für ihre Scharfzüngigkeit dagegen bekannt sind, hielten sich bisher mit Kommentaren oder Vergleichen zurück. Sie beschrieben Zschäpe lediglich als kühl und distanziert in ihrem Auftreten, was für die Engländer wie eine gut inszenierte Show wirkt.

NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe: Zweiter Verhandlungstag

Europas schärfster Kritiker

Weitaus mehr Aufsehen hat Beate Zschäpes Erscheinen bei den Verhandlungen in der Türkei erregt.

Die Vertreter der türkischen Medien, die erst nach einer Neuverteilung der Sitze Zugang zu dem Gerichtsprozess erhalten konnten, betrachten jedes Details des letzten überlebenden Mitgliedes der NSU ganz genau und stellen alles in Frage. So wird beispielsweise kritisiert, dass Zschäpe während der Verhandlungen keine Handschellen tragen muss, während Deutsch-Türken, wie Schwerverbrecher den Richtern vorgeführt werden.

Auch Zschäpes Spiel mit den Medien sorgt für Aufregung in der Türkei. Denn bisher hat die Angeklagte es vermieden, sich direkt von einer Kamera filmen zu lassen, drehte sich immer demonstrativ weg oder verbarg sich hinter ihrer Schar von Anwälten. Ginge es nach den Vertretern der türkischen Medien, sollte sich die Frau, die an den Morden von 8 Türkischstämmigen Menschen beteiligt, den Kameras und Fotografen stellen und sich nicht einfach feige verstecken.

Die Nazi-Braut – Das Geheimnis der Beate Zschäpe – Doku

Was denken die Menschen in Übersee?

Außerhalb von Europa wurden die NSU-Prozesse und das Auftreten von Beate Zschäpe kaum beachtet. In den Zeitungen wurden meist nur kleine Artikel veröffentlicht, die von einer Nachrichtenagentur ausgegeben wurden.

Für amerikanische Journalisten ist das Aufsehen um Beate Zschäpe unverständlich, was auch daran liegt, dass Amerika für schräge und spektakuläre Gerichtsprozesse bekannt ist. Auch in russischen Medien wurde Beate Zschäpes Auftreten eher belächelt als behandelt.

Für die Medien in Übersee steht nicht eine vermeintliche Terroristin, sondern der ganze deutsche Rechtsstaat vor Gericht und muss sich für eine Mord- und Anschlagsserie verantworten, die jahrelang ungehindert weitergehen konnte.

Fazit

Das Interesse der ausländischen Medien an Beate Zschäpe und den NSU-Prozessen ist sehr unterschiedlich. Es ist aber keine Überraschung, dass die türkischen Medienvertreter sich am meisten für die „Nazi-Braut“ interessieren, wie sie Zschäpe bezeichnen. Immerhin haben Zschäpe und ihre Mittäter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos acht türkischstämmige, in Deutschland lebende Besitzer von Dönerbuden kaltblütig und am helllichten Tag ermordet.

Da Böhnhardt und Mundlos sich ihrer Verhaftung durch Selbstmord entzogen haben, hofft die türkische Gemeinschaft nun, dass zumindest ein wenig Gerechtigkeit wieder hergestellt werden kann, indem Zschäpe für die Morde zur Rechenschaft gezogen und zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird.

Artikelbild Oben: ©panthermedia.net Angelika Krikava

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