Mödlareuth, Berlin im Miniaturformat
Von: Sebastian Herbst
Und als 1949 Thüringen Teil der sowjetischen Besatzungszone wurde, musste auch mit Mödlareuth etwas geschehen. Anstatt das Dorf komplett an eine einzige Siegermacht zu übergeben, wurde es jedoch, genau wie Berlin, einfach in der Mitte geteilt. Fast wie das große Vorbild, mit einer Mauer, Wachtürmen und Soldaten, nur eben viel kleiner.
Zunächst begann es mehr oder weniger harmlos mit der Umsiedlung einiger Personen und der Errichtung eines Holzzauns. Doch dann ging alles sehr schnell. Der Zaun wurde durch Stacheldraht, später dann durch eine richtige Mauer ersetzt. Zeitweise waren an der Grenzanlage sogar Selbstschussanlagen montiert. Familien wurden – wie in Berlin – getrennt und konnten sich nur noch über die Mauer zuwinken.
Erst 1989 wurde aufgrund der politischen Wende der Grenzübergang wieder geöffnet, ein Jahr später ließ man schließlich die Mauer bis auf ein kleines Teilstück komplett abreißen. Dieses ist als Mahnmal übrig geblieben und gehört zu dem 1994 gegründeten Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth, das die Vergangenheit ein Stück weit erhält.
Doch die 41-jährige Trennung, verbunden mit der nach wie vor vorherrschenden Zugehörigkeit zu verschiedenen Bundesländern, kann man immer noch in Mödlareuth spüren. Es gibt unterschiedliche Schulen für das „Dualdorf“, die Einwohner wählen getrennt und während man im bayerischen Mödlareuth mit „Grüß Gott“ grüßt, so wird man auf der thüringischen Seite etwas befremdlich angesehen, wenn man nicht das dort typische „Guten Tag“ verwendet.
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