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Der Markgraf zu Bayreuth, sein Brunnen und ein bisschen zu viel Prunk

Der Markgraf zu Bayreuth, sein Brunnen und ein bisschen zu viel Prunk

Von: Sebastian Herbst

Als Markgraf Christian Ernst nach der Befreiung Wiens von den Osmanen im Jahre 1683 in sein Fürstentum Bayreuth zurückgekehrt war, wollte er vor allem eines: den Leuten zeigen, was er geleistet hatte. Doch anstatt sich auf irgendwelche Feierlichkeiten zu beschränken, die doch zu schnell vergessen gewesen wären, lies er sich gleich einen Brunnen bauen, er hoch zu Ross obenauf, mit dem Pferde einen Türken niedertrampelnd. Die Statue von ihm: Natürlich vergoldet, Prunk und Übertreibung also, wie es für die damalige Zeit üblich war.

Der Markgrafenbrunnen in Bayreuth - Foto: CTS

Doch wollen wir uns nicht beklagen, schließlich sind wir es ja, die jedes Jahr zu solchen Sehenswürdigkeiten anreisen und uns zumindest für ein paar Stunden in der Geschichte zurückversetzen lassen. Zwar ist der Markgrafenbrunnen zu Bayreuth nicht mehr ganz historisch korrekt, die Goldverzierung der Figuren ist weg und wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Markgrafen Christian Ernst wurde er auch schon versetzt. So findet man den Brunnen heute nicht mehr beim Alten Schloss, sondern auf der sogenannten Reitbahn westlich vom Hofgarten, wo heute das Neue Schloss einen passenden Rahmen für den Brunnen gibt.

Seine Botschaft ist aber auch heute noch klar erkennbar: „Seht her, ich bin mächtig, Bayreuth ist mächtig“. So verlassen den Markgrafenbrunnen vier Wasserströme aus den Schlündern eines Löwen, eines Greifen, eines Pferdes und eines Stieres. Auf den Rücken der Tiere beziehungsweise Fabelwesen sitzen ein Schwarzer, ein Indianer, ein Türke und eine Hofdame – sie repräsentieren in der gleichen Reihenfolge die Kontinente Afrika, Amerika, Asien und Europa. Die Wasserströme indes stehen für die Naab, den Main, die Eger und die Saale – die vier Flüsse, die im Fichtelgebirge in den Richtungen der besagten Kontinente entspringen. Bayreuth als der Nabel der Welt – eine ganz normale, barocke Übertreibung. Und wäre unsere Kultur ohne die nicht ein ganzes Stück ärmer?

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