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München – Hauptstadt der Bewegung

München – Hauptstadt der Bewegung

Von: Tilman Weigel

Es waren wilde Jahre, kurz nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Und in München ganz besonders. In dieser Zeit trafen sich im Münchner Café Gasteig der Sportjournalist Karl Harrer und der Eisenbahnarbeiter Anton Drexler, um die Deutsche Arbeiterpartei zu gründen. Eine Partei, die sozialistische mit nationalistischen Ideen verbanden, wie es 1917 in Italien der ehemalige sozialistische Funktionär Benito Mussolini mit seiner National-Faschistischen Partei vorgemacht hatte.

Mitglied Nummer 55: Adolf Hitler - Foto: Bundesarchiv, Bild 183-S33882 / CC-BY-SA

Grundeigentum, Banken und Versicherungen sollten verstaatlicht, die Juden benachteiligt und die deutschen Kolonien zurückerworben werden. Nicht nur zahlreiche Arbeiter, auch Ingenieure, Angestellte und viele Künstler und Journalisten gehörten der Deutschen Arbeiterpartei an, darunter als 55. Mitglied ein erfolgloser Maler namens Adolf Hitler. Als Spitzel der Reichswehrverwaltung besuchte der mehrere Veranstaltungen der jungen Partei und fiel dort als guter Redner auf.

Schon 1920 wurde der Parteiname um den Zusatz Nationalsozialistisch erweitert, aus der DAP wurde die NSDAP. Die war keineswegs die einzige rechte Partei in der Stadt. Zahlreiche weitere kleine Parteien und Verbände gründeten sich, Straßenschlachten waren an der Tagesordnung und am 8. November 1923 kam es sogar zu einem Putschversuch.

Schon Ende Oktober hatte Adolf Hitler die Bevölkerung zum Aufstand aufgrufen, aber die wollte nicht. Als der Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr eine Rede im Bürgerbräukeller hielt, unternahm Hitler einen zweiten Versuch. Er setzte die Vertreter der Staatsregierung fest und rief die nationale Revolution aus.

Kurz nach dem Hitlerputsch vor der Feldherrenhalle in München - Foto: Bundesarchiv, Bild 119-1426 / unbekannt / CC-BY-SA

Einen Tag später kam es vor der Feldherrenhalle zu einem Gefecht mit der Polizei. Als sich die Putschisten der Polizeiabsperrung näherten, fiel ein Schuss. Ob die Polizei oder die Aufständischen zuerst geschossen hatten, lässt sich nicht sagen. 16 Revolutionäre und vier Polizisten starben bei dem anschließenden Schußwechsel. Unter den getöteten Putschisten waren auch zwei, die direkt neben Hitler standen. Einer stellte sich sogar vor den späteren Diktator. Wer weiß, wie die Geschichte sonst verlaufen wäre.

München jedenfalls war jetzt erst recht ein Zentrum der NSDAP. Schon im Januar des gleichen Jahres hatte sie in der Landeshauptstadt ihren erste Reichsparteitag abgehalten. 1935 wurde München sogar offiziell der Titel „Haupstadt der Bewegung“ verliehen. Wie Berlin hätte auch die Isarstadt nach gewonnenem Krieg umgestaltet werden sollen.

Doch es kam anders. Der Krieg ging verloren und in München war man über den Titel „Hauptstadt der Bewegung“ gar nicht mehr erfreut. Immer wieder war die Errichtung eines Dokumentationszentrums diskutiert, aber erst 2001 konnte sich der Stadtrat zu einem Grundsatzbeschluss durchringen, ein solches zu bauen. 2014 soll es fertig sein.

Aber nicht alle Münchner waren begeisterte Nazis. Schon 1939 versuchte der Handwerker Georg Elser Hitler zu töten. Auch die Weiße Rose und die Freiheitsaktion Bayern waren in München aktiv. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden.

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