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Christian Morgenstern – Es gibt ein sehr probates Mittel, die Zeit zu halten am Schlawittel

Christian Morgenstern – Es gibt ein sehr probates Mittel, die Zeit zu halten am Schlawittel

Von: Tilman Weigel

Das Perfekt und das Imperfekt tranken Sekt. Sie stießen aufs Futurum an, (was man wohl gelten lassen kann). Plusquamper und Exaktfutur blinzten nur.

Solche und ähnliche Gedichte kennt vermutlich jeder, der in den 1980er Jahren eine bayerische Schule besucht hat. Gerade in den Grundschulbüchern waren gerne Gedichte von Christian Morgenstern abgedruckt. Man müsste genauer sagen, von Christan Morgenstern dem Jüngeren. Denn auch sein Großvater Christian hat es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, er war allerdings Maler.

Christian Morgenstern

Das Internetlexikon Wikipedia kennt sogar noch einen dritten Christan Morgenstern. Der ist aber weder mit den beiden verwandt noch aus Bayern, sondern ein Technomusiker aus Köln. Gemein mit den beiden anderen ist ihm der frühe Tod. Er starb mit nicht mal 28 Jahren. Der Landschaftsmaler wurde immerhin noch 61 Jahre alt, der Dichter 42.

Den Schriftsteller raffte eine Lungenkrankheit dahin. Als er zehn Jahre alt war, hatte die Tuberkulose bereits seine Mutter getötet. Das beendete die recht unbesorgte Kindheit.

Christian Morgenstern kam nach Hamburg zu seinem Onkel, einem Kunsthändler. Aus der Hansestadt war einst sein Großvater nach München gekommen. Zu seinem Vater, einem Maler, hatte er zeitlebens ein schwieriges Verhältnis. Schon ein Jahr später wurde er aufs Internat nach Landshut geschickt. Keine angenehme Zeit für den sensiblen Burschen, der viel Raum für sich braucht. „Wenn ich etwas an Christus verstehe, so ist es das: ‚Und er entwich vor ihnen in die Wüste'“, schrieb er später.

Christian Morgenstern als 18-jähriger

Nach der erneuten Heirat des Vaters nimmt der ihn wieder zu sich. Die Familie wohnte mittlerweile in Breslau. Dort studierte Morgenstern auch Volkswirtschaftslehre. Parallel dazu schrieb er jedoch und gründete eine Zeitschrift. Nachdem er krankheitsbedingt sein Studium nicht abschließen konnte, arbeitete er fortan als freier Schriftsteller und ging nach Berlin.

Seine Arbeit als Dichter war von verschiedenen Einflüssen gekennzeichnet. Allen voran durch Schopenhauer, Nietzsche und Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie. Auch der christliche Glaube hatte für ihn große Bedeutung. „Wer Gott aufgibt, der löscht die Sonne aus, um mit einer Laterne weiterzuwandeln“, schrieb er.

Bekannt ist vor allem seine komische Lyrik, die allerdings nur einen Teil seines Schaffens ausmacht. Beispielsweise übersetzte er Gedichte Friedrichs des Großen. Der schreib nämlich, wie damals in adeligen Kreisen üblich, vor allem auf französisch.

Immer wieder schränkte ihn außerdem seine Lungenkrankheit ein. 1914 wurde die Krankheit schließlich lebensbedrohlich. Morgenstern kam in sein Sanatorium bei Bozen, das damals noch zu Österreich gehörte. Nach kurzem Aufenthalt zog er nach Meran-Untermais, wo er am 31. März 1914 starb.

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