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Liesl Karlstadt – die Frau an Karl Valentins Seite

Liesl Karlstadt – die Frau an Karl Valentins Seite

Von: Tilman Weigel

Liesl Karlstadt? Einfach nur die Hauptstraße runter. Tatsächlich, da steht sie, die Liesl. Eine Kneipe im unterfränkischen Karlstadt, die Liesl Karlstadt eben.

Mit dem kleinen Ort am Main hat die echte Liesl Karlstadt allerdings nichts zu tun. Der Name ist eine Hommage an den Münchner Humoristen Karl Maxstadt. Eigentlich hieß die Dame, die man vor allem als Partnerin von Karl Valentin kennt, nämlich Elisabeth Wellano. Im Gegensatz zum Einzelkind Karl Valentin stammt sie aus einer kinderreichen Familie. Sie war das Fünfte von neun Söhnen und Töchtern eines italienischstämmigen Bäckermeisters.

Liesl Karlstadt an der Seite von Karl Valentin im Jahr 1933

Auch Elisabeth begann ihre berufliche Laufbahn zunächst im Einzelhandel, genauer gesagt als Verkäuferin in einem Kaufhaus. Doch das füllte das musikalische Mädchen, das mehrere Instrumente beherrschte, nicht aus. Schon mit 17 trat sie als Volkssängerin auf. Zwei Jahre später gestaltete sie mit ihrem Damentrio das Vorprogramm für einen gewissen Valentin Ludwig Fey. Der trat unter seinem Künstlernamen Karl Valentin auf der Volksbühne des Frankfurter Hofs auf und fand sowohl als Künstler als auch als Mann Gefallen an Liesl Karlstadt.

Fast 30 Jahre standen die beiden gemeinsam auf der Bühne und schrieben mehr als 400 Sketche und Stücke. Ihre beste Zeit hatten die beiden unbestreitbar in den Jahren der Weimarer Republik. Karl Valentin und Liesl Karlstadt, das war fast eine Einheit. War Valentin der Exzentriker, so stand Karlstadt in ihren Stücken als Gegenpol für das Vernünftige und Natürliche. Ihre Begabung als Schauspielerin erlaubten es ihr allerdings, neben der einfachen Frau auch ganz andere Rollen, wie die der verzogenen Göre, zu spielen.

Gedenkbrunnen für Liesl Karlstadt auf dem Viktualienmarkt in München - Foto: Ramgeis

Über ihre Beziehung zu dem zehn Jahre älteren Valentin haben sich hunderte von Feuilletonisten, Forschern und Schriftstellern schon den Kopf zerbrochen. War sie seine Geliebte, obwohl Karl Valentin doch zwei Kinder mit dem ehemaligen Dienstmädchen seiner Familie hatte und verheiratetewar? In jedem Fall trug sie viele Ideen zu den gemeinsam Sketchen bei und obendrein war sie auch Organisatorin, Krankenschwester und Finanzier. Denn Karl Valentin war schwierig und hypochondrisch.

1934 verlor sie ihr ganzes Vermögen, als sie Valentins Panoptikum finanziell unterstützte. Das hinderte den jedoch nicht daran, sich ein Jahr später von Liesl Karlstadt zu trennen. Am 6. April 1935 stürzt Liesl Karlstadt sich in die Isar, überlebt jedoch. Valentin fand 1939 mit der deutlich jüngeren Annemarie Fischer eine neue Partnerin und erst 1948 traten Valentin und Karlstadt wieder zusammen auf. Allerdings nur für kurze Zeit, denn im gleichen Jahr starb Karl Valentin an einer Lungenenzündung.

Liesl Karlstadt geht auch ohne ihn ihren Weg. Sie spielt in weiteren Filmen mit, beispielsweise 1950 in einer Verfilmung von Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ oder 1956 in „Die Trapp-Familie„. Auch für Werbung war sich die Münchnerin nicht zu schade. Mit dem Volksschauspieler Beppo Brehm drehte sie für das Waschmittel Persil einen der ersten Fernseh-Werbespots (den man hier ansehen kann).

Als sie 1960 starb hatte sie sich längst einen Ruf als eigenständige Schauspielerin erarbeitet. Doch berühmt wird sie wohl immer für ihre Filme und Sketche mit Karl Valentin bleiben.

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