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„Ja“ zum Dialekt

„Ja“ zum Dialekt

Von: Tanja Ranzinger

foto-tanja-21Kein Bundesland verfügt über so viele Dialekte wie Bayern. Verwunderlich ist dies sicherlich nicht, wenn man weiß, dass Bayern in drei große Dialektgruppen eingeteilt ist. Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch. Diese Dialektgruppen machen es manchmal den Bayern selbst schwer, sich untereinander zu verstehen. Dies ist aber kein tragisches Problem, denn der Bayer an sich ist eine sehr gemütliche Gattung, gerade deshalb nimmt er sich auch gerne für die Völkerverständigung Zeit. Manchmal dauert es eben etwas, bis ein Begriff wie „aaschlings“ (rückwärts), oder „Odricklhodan“ (Geschirrtuch) erklärt ist.

In Oberfranken ist der Dialekt anders... - Foto: © Hartmut910 / PIXELIO
In Oberfranken ist der Dialekt anders… – Foto: © Hartmut910 / PIXELIO

Bangad, Bangerd, Bangert, Bankad, Bankerd, Bankert“ was glauben Sie was damit gemeint ist? Bezeichnet der Bayer damit ein Geldunternehmen? Falsch gedacht, diese Begriffe allesamt bedeuten das Gleiche. Früher wurde damit ein uneheliches Kind, heute eher ein freches Kind bezeichnet – unglaublich, ist aber so. Dafür gibt es sogar noch eine Steigerung, wenn es sich um ein besonders freches Kind handelt, dann hört man den Bayern von einem „Rotzbangert“ schimpft.

Kleine Sprachkunde zur Völkerverständigung gefällig?

Das Bairische

Unterteilt wird das Bairische in Nord-, Süd- und Mittelbairisch. Nordbairisch hört man, wenn man eine Linie von Bayerisch Eisenstein über Regensburg, Ingolstadt nach Neuburg an der Donau zieht, nördlich von dieser Line ist dieser Dialekt dominierend.

...als wie in Oberbayern... - Foto: © Ernst Reisig / PIXELIO
…als wie in Oberbayern… – Foto: © Ernst Reisig / PIXELIO

Mittelbayerisch, gleichzeitig den größten Sprachraum eines Dialektes, findet man in der Mitte von Bayern. Von Augsburg über München, Passau, Teile Österreichs (Salzburg, Linz und Wien) bis hin zum Neusiedler See an der ungarischen Grenze beheimatet den Paradedialekt.

Südbairisch wird in Garmisch-Patenkirchen und im südlichen bayerischen Inntal sowie in Osterreich und Südtirol gesprochen.

Mittelbairisch

„Fotznspangla“ ist für viele ein Zungenbrecher, für Einheimische hingegen eine der leichtesten Übungen. Übersetzt bedeutet dies, der Zahnarzt. Was für den einen als willkürlich erscheinen mag, ist dennoch eine Sprache mit System. Im Mittelbairischen ist vor allem die Aussprache des „a“ eine markante Eigenheit. So heißt auf Bairisch das Marmeladenbrot „Mamalaadbrod“ und das Rasenmähen wird als „maahn“ bezeichnet.

Eine besondere Verwendung findet im mittelbairischen das „h“. So sagen die Oberbayern für wir sind „mir han“.

Nordbairisch

...oder in der Oberpfalz - Foto: © M. Hauck / PIXELIO
…oder in der Oberpfalz – Foto: © M. Hauck / PIXELIO

Der Oberpfälzer gehört zur nordbairischen Dialektgruppe. „Schou“ und „Bou“ ist dort weit verbreitet und bedeutet Schuhe und Junge. Während immer behauptet wird, dass dieser Dialekt vom Aussterben bedroht ist, konzentrieren sich vor allem Philologen auf diesen markanten Dialekt. Vor allem der berühmt berüchtigte „ou“-Laut ist in der Sprache fest verwurzelt.

Tadel für Dialekt

Genaugenommen wächst ein bayrisches Kind mehrsprachig auf. Neben seiner Muttersprache dem Dialekt, lernt es auch noch Hochdeutsch in der Schule, und im weiteren Schulleben Englisch oftmals auch noch eine weitere Fremdsprache. Somit hat ein Kind in Bayern den übrigen bereits von Geburt an einiges voraus. In vielen Schulen ist es nicht erwünscht, im Unterricht in seiner Dialektsprache zu sprechen. 1999 wurde sogar ein Junge aus Otterfing für seinen Dialekt im Zeugnis getadelt. Nach Überprüfung der Zeugnisbemerkung musste allerdings der Satz „Probleme sich verständlich zu machen, da er zu Hause nur bairisch rede“ wieder gestrichen werden.

Noch mehr sprachliche Besonderheiten gefällig? Dann viel Vergnügen bei diesem bayerischen Wörterbuch.

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