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Faszination Wissen vom Bayerischen Rundfunk gegen Alternativmedizin?

Gesundheit in Gefahr

Faszination Wissen vom Bayerischen Rundfunk gegen Alternativmedizin?

Gesundheit in GefahrDie Homöopathie ist ein Bereich des Lebens, der die Menschen und die damit verbundenen Meinungen spaltet. Manche von uns glauben an die Wirkung der Homöopathie, andere halten dagegen die Naturheilkunde für bloße Einbildung und vertrauen lieber auf die Schulmedizin. Wenn dann ein vermeintlich gut informiertes Format wie die Wissensendung „Faszination Wissen“ des BR (Bayrischen Rundfunks) diesem Thema eine ganze Sendung schenkt und einige Fragen zur Homöopathie aufklären möchte, geht man als Zuschauer zunächst von einem gut recherchierten und informativen Bericht aus.

Die Sendung vom April 2013, welche unter dem Titel „Homöopathie – Medizin oder Mogelpackung“ ausgestrahlt wurde (hier online gucken), löste allerdings eine Reaktion an Protesten und Kritiken aus (wie man hier sehen kann). Der Grund dafür war nicht unbedingt die Stellungnahme der Sendung, sondern vielmehr die Moderationen des Moderators Gunnar Mergner und die dargebotenen Fallbeispiele und Studien, welche angeblich für oder gegen eine Wirkung der Homöopathie sprechen sollten.

Stein des Anstoßes

[sws_yellow_box box_size=“630″]Die Sendung „Homöopathie – Medizin oder Mogelpackung“ vom 22. April 2013 beginnt gewohnt simpel mit einer kurzen Einführung in das Thema: Homöopathie. Doch schon in der ersten Anmoderation will der Moderator eine kluge Bemerkung anbringen, die im Nachhinein sehr abwertend klingt: „Dafür, dass da angeblich mit einem „Nichts“ kuriert wird“, macht dieses „Nichts“ ganz schön viel Arbeit.“ [/sws_yellow_box]

Im weiteren Verlauf der Sendung bringt Gunnar Mergner weitere solcher Kommentare an die Zuschauer, während die Beiträge meist sehr wohlwollend über die Homöopathie berichten. Es wird ein Fall einer Ärztin wiedergegeben, die an Brustkrebs erkrankt war und sich sowohl mit Homöopathie als auch mit Chemotherapie behandeln ließ und den Krebs erfolgreich bekämpfte. In einem anderen Fall hat die Uni in Bern eine Studie zu Homöopathie mit ADHS kranken Kindern durchgeführt und konnte angeblich bei 80 Kindern eine Verbesserung der Aufmerksamkeit feststellen. Auf den ersten Blick wirkt alles recht seriös, aber beim genaueren Hinsehen bekommen die Befunde eine andere Beleuchtung.

Schummeleien und Beeinflussungen

Für eine vermeintliche Wissenssendung hat „Faszination Wissen“ auch aus Meinung der Kritiker zu unsauber gearbeitet und sich die Studienergebnisse von Seiten Dritter zukommen lassen, die bei den Zuschauern bestimmte Assoziationen mit der Homöopathie auslösen wollten. Bei der Studie über die Wirkung der Naturheilkunde von ADHS-Patienten wurde beispielsweise nur sehr beiläufig erwähnt, dass Kinder aussortiert wurden, weil ihre Form der Aufmerksamkeitsstörung zu stark war oder sie nicht auf die Präparate ansprangen.

Es wurde also eine bewusste Verbiegung der Ergebnisse vorgenommen, die die ganze Studie unglaubwürdig macht. Gunnar Mergner als Moderator erledigt den Rest, indem er mit seinen Anmoderationen oder Abschlusskommentaren alles Gezeigte hinterfragt und in ein anderes Licht rückt. Statt echten Stellungnahmen, repräsentativen Studien mit Fakten oder einer ausgiebigen Diskussion mit Befürworten und Kritikern gibt es bunte Bilder, viele Kameraeffekte und die überwiegende Aussage: „Homöopathie ist gut und schön, aber…“.

Die Zuschauer sind von dieser Form der Berichterstattung nicht erfreut gewesen und haben dem BR vorgeworfen sich von anderer Seite beeinflussen zu lassen, um die Sendung mit einem klaren, aber schlecht belegten Standpunkt zu versehen.

Kein Einzelfall

Mit seiner oberflächlichen und teilweise recht hetzerischen Berichterstattung und der daraus folgenden Kritik steht der BR momentan nicht alleine da. Auch das Magazin „Focus Online“ wird auf seiner Facebook-Seite von den Lesern angeprangert. Das Magazin hatte am 25. September 2013 einen Bericht veröffentlicht, in dem die Homöopathie unsachlich beleuchtet wird und negative Schlagzeilen wie „Leichengift im Körper“ die Leser eindeutig zum Griff zu Tabletten statt zu Globoli und Co. motivieren sollen.

Beiträge wie vom BR oder von Focus Online lassen Fragen aufkommen, warum sich ehemals renommierte Wissensformate zu so einer Art des Journalismus hinreißen lassen. Die Vermutung liegt nahe, dass hier Geld im Spiel ist. Die Gesundheit der Menschen ist ein lukratives Geschäft, dass diverse Pharmaunternehmen in Gefahr sehen, wenn ihre Kunden sich günstigeren Heilungsmöglichkeiten wie der Homöopathie zuwenden würden. Eine Packung mit 20 Kopfschmerztabletten einer größeren Arzneifirma kostet rund 10 Euro im Internet und ist in der Apotheke sogar noch ein bisschen mehr. Für den gleichen Preis kann man rund 10g Globuli bekommen, in denen dann aber auch knapp 200 kleine Kügelchen stecken, von denen schon 2 bis 3 gegen Kopfschmerzen helfen sollen.

Ein Kunde würde also im Preis-Leistungs-Vergleich besser mit dem Fläschen Globuli als mit den Kopfschmerztabletten abschließen, was ein Verlustgeschäft für die Pharmaunternehmen bedeuten würde. Aus diesem Grund sollen die Firmen sich angeblich sogar an die EU gewendet haben, um ein indirektes Verbot der Homöopathie zu erwirken. Bei dieser Direktive soll es darum gehen, die Konzentrationen von Lebensmittelzusatzstoffen erheblich zu verringern und andere als gefährlich oder funktionslos geltende Wirkstoffe gänzlich zu verbieten.

Dieser Entschluss könnte Pharmaunternehmen wesentlich höhere Profite bescheren, wenn sie mehr Präparate mit geringeren Dosierungen verkaufen würden. Für die Naturheilkunde wäre so ein Beschluss allerdings sehr bedrohlich, weil viele der Stoffe, wie sie unter anderem in den Globuli vorkommen, nicht ausreichend mit Studien auf ihre Wirksamkeit getestet wurden und sie deshalb verboten werden könnten.

Hintergründe der EU

Befürworter der Homöopathie vermuten eine Verschwörung hinter dem Schritt der EU, während Kritiker darauf verweisen, dass es bereits 2009 eine ähnliche Abstimmung gegeben hat. Damals wollte man dem Markt an Billigprodukten aus dem Internet einen Riegel vorschieben. Die dort erhältlichen Präparate kamen oft aus Ländern wie China und Polen und waren wesentlich höher konzentriert als es beispielsweise in Deutschland und Frankreich zulässig war.

Dadurch bestand bei der Einnahme der Präparate ein erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen wie Herzrasen oder der Bildung von eines Blutgerinnsels, was lebensbedrohliche Folgen haben kann. Um die Gefahren für den Verbraucher zu senken, dürfen seit 2009 in der EU nur noch Medikamente mit fest vorgeschriebenen Konzentrationen der einzelnen Wirkstoffe hergestellt und verkauft werden. Ein ähnlicher Ansatz könnte auch hinter der aktuellen Debatte stecken, was also nicht auf eine Verschwörung oder Bestechung, sondern auf rein logische Fakten zurückzuführen ist.

Fazit

Die Homöopathie bleibt ein Thema, dass die Menschen diskutieren lässt. Die Verfechter der Präparate werden weiter behaupten, dass die Pharmaindustrie die Medien zu ihren Gunsten beeinflussen möchte, wogegen die Kritiker weiter darauf beharren, dass die alternative Heilkunde eigentlich nur auf dem Placebo-Effekt, also einer psychosomatischen Reaktion ohne eigentlichen Wirkstoff beruht.

Entsprechende Berichte die eindeutig für oder eindeutig gegen eine Partei sprechen, sind da einfach nur kontraproduktiv und können als „Bauernfängerei“ bezeichnet werden, weil sie die Leser, Zuschauer und Zuhörer eindeutig auf eine Seite ziehen wollen. Dabei werden die eigentlich wichtigen Dinge außen vor gelassen.

Fakt ist, dass es bisher keinen eindeutigen Beweis für oder gegen die Wirksamkeit der Homöopathie gibt. Es gibt einzelne Studien mit sehr kleinen Probandengruppen, welche nicht so repräsentativ und umfangreich sind wie die Studien zur Überprüfung von schulmedizinischen Präparaten. Das liegt zum einen daran, dass die Firmen nicht die entsprechenden Geldsummen zum Ausrichten der umfassenden Studien zur Verfügung haben oder nicht aufbringen möchten. Zum anderen unterliegen die meisten homöopathischen Produkte aufgrund ihrer niedrig konzentrierten Wirkstoffe durch die sogenannte Potenzierung nicht den strengen Auflagen wie zum Beispiel ein neues Medikament, sodass auch keine direkte Notwendigkeit zum Testen der Wirksamkeit besteht.

Für den Verbraucher heißt das, dass er sich letztendlich selbst ein Bild davon machen muss, ob für ihn die Homöopathie hilfreich ist oder nicht. Da jeder Mensch unterschiedliche körperliche Eigenschaften besitzt, wirken Präparate immerhin auch unterschiedlich. Für den Einen können Globuli funktionieren, während ein Anderer nichts merkt. Das gleiche kann aber auch bei herkömmlichen Kopfschmerztabletten passieren. Es gilt also auch bei der Homöopathie: Probieren geht über Studieren. Von Berichten sollte man sich aber besser nicht beeinflussen lassen, auch wenn das leichter gesagt als getan ist.

Weiterführende Links:

www.verzeichnis-alternativmedizin.de
www.homoeopathie-liste.de
www.arganoel.info
www.vkhd.de

Bildquellen
Artikelbild: ©panthermedia.net Johan Swanepoel

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